Vatikan/Palästina: Der Pfarrer von Gaza beim Papst
Papst Franziskus hat
an diesem Freitag den Pfarrer von Gaza empfangen. Pater Jorge Hernandez stammt aus
Argentinien und gehört als Ordensmann dem „Institut des fleischgewordenen Wortes“
an. Der Papst habe bei der Audienz mit dem Pfarrer von Gaza, die 45 Minuten dauerte,
seine Nähe mit allen ausgedrückt, die an dem Krieg im Gazastreifen gelitten hätten.
Wenig mehr als 100 Katholiken leben im Gazastreifen. Radio Vatikan sprach mit Pater
Hernandez nach seiner Audienz beim Papst in der Casa Santa Marta.
„Während
des Krieges war uns Papst Franziskus immer nahe: manchmal hat er uns angerufen, um
sich nach unserer Lage zu erkundigen, einmal hat er uns ein Mail geschickt, das wir
sofort ins Arabische übersetzt und an alle christlichen Gemeinden im Gazastreifen
weitergeleitet haben, die uns sehr gedankt haben! Wissen Sie, in solchen Momenten
ist das eine enorme Tröstung. Dasselbe gilt für diese Geste jetzt, dass er uns zu
einer persönlichen Begegnung mit ihm eingeladen hat, um uns seine Nähe auszudrücken.“
Die Botschaft, die Papst Franziskus ihm und den Christen in Gaza überbringen
möchte, fasst Pater Hernandez folgendermaßen zusammen:
„Christliches Zeugnis.
Der Papst hat gesagt: das Evangelium verlangt Opfer, die Jesus Christus jedem von
uns abverlangt, an allen Orten. Eure Aufgabe ist es, Jesus Christus dort zu bezeugen,
in jenem Erdteil, der ihn leiden, sterben und auferstehen sah. Nur Mut, geht voran!
Das waren seine Worte, und sie haben uns sehr berührt.“
Im Gaza-Streifen
leben rund zwei Millionen Menschen, darunter eine winzige Minderheit von 1.300 Christen.
Nur 136 Menschen sind nach Angaben von Pater Hernandez Katholiken. Die Beziehungen
mit den orthodoxen Christen seien vorzüglich: „Wir machen da keinen Unterschied“,
erklärt der Pfarrer, „und das wissen ohnehin alle“. Auf den erst kürzlich ausgehandelten
unbefristeten Waffenstillstand zwischen Israel und Palästina setzten alle Menschen
in Gaza große Hoffnung.
„Wir erwarten uns, dass er für immer hält. Wir
haben genug vom Leiden aller beider Völker. Man muss endlich eines verstehen: einen
Krieg gewinnt niemand. Niemand. Jeder der beiden Seiten muss die Folgen tragen. Alle
verlieren mit dem Krieg. Wir erwarten, dass Gott uns segnet mit der nötigen Kraft,
von vorn anzufangen.“
Im Mai war Papst Franziskus ins Heilige Land gereist
und hatte an der Mauer von Betlehem spontan gebetet; im Juni lud er die Präsidenten
Israels und Palästinas zum Gebet für den Frieden in den Vatikan ein. Kurz danach kam
der neue Krieg zwischen den verfeindeten Nachbarländern. Der Pfarrer sieht den Erfolg
der Friedensbemühungen von Papst Franziskus in einer langfristigen Perspektive.
„Er
hat ein gutes Wort für beide Staaten eingelegt – für uns war das eine große Gnade.“
Der
Pfarrer bedankte sich ausdrücklich bei den Christen auf der ganzen Welt, die während
des jüngsten Krieges für ihre palästinensischen Geschwister im Glaubens gebetet haben.
„Besonders bei den Kranken, die ihre Leiden aufgeopfert haben, um den Frieden
zu erbitten. Wir Christen in Gaza beten oft für die Menschen, die für uns beten, wir
tun das in der Messe, mit dem Rosenkranz, in der Eucharistischen Anbetung. Ich möchte
gerne dafür Danke sagen.“