Jordanien: Irak-Flüchtlinge fühlen sich im Stich gelassen
Ins Königreich Jordanien
gelangen immer mehr Flüchtlinge aus dem benachbarten Irak, die dem Terror des „Islamischen
Staates“ zu entgehen suchen. Papst Franziskus hatte bei seiner Heiliglandreise im
Mai als einen seiner ersten öffentlichen Termine ein Flüchtlingslager in Jordanien
besucht. Seither hat sich in dem kleinen Königreich, das als einer der wenigen Staaten
in Nahost in der jüngeren Geschichte keinen Krieg zu durchleiden hatte, die Zahl der
Zuflucht Suchenden weiter erhöht. Wael Suleiman gehört der Fokolarbewegung an und
leitet die Caritas Jordanien. Er sagte uns:
„Aus dem Irak kommen jetzt
die Christen – sie waren bisher noch nicht als Flüchtlinge in Jordanien präsent, jetzt
kommen sie. Vielleicht wird die UNO nächste Woche sie als Flüchtlinge registrieren.
Caritas Jordanien und die katholische Kirche überhaupt arbeiten daran, Plätze für
sie zu finden und ihnen so gut wie möglich zu helfen. Einige der christlichen Flüchtlinge
aus dem Irak sind schwer traumatisiert, weil sie Unvorstellbares gesehen haben. Jetzt
geht es ihnen besser.”
Die Bevölkerung Jordaniens besteht zur Zeit aus
unvorstellbaren 40 Prozent Flüchtlingen, rechnet Suleiman vor: 1,4 Millionen Syrer,
mehr als zwei Millionen Palästinenser, und jetzt fast 500.000 Iraker. Das Leid gerade
der christlichen Flüchtlinge aus dem Irak wachse noch, weil sie die mangelnde Solidarität
westlicher Christen empfinden.
„Wir fühlen die Nähe des Papstes. Für uns
Christen ist er die einzige Stimme, die laut über das Drama der Flüchtlinge im Nahen
Osten spricht. Für die Syrer unternimmt mittlerweile die internationale Gemeinschaft
mehr Verantwortung. Aber die christlichen Gemeinschaften auf der Welt müssen mehr
tun für ihre christlichen Geschwister im Irak. So jene in Erbil, die alles aufgegeben
haben, um ihrem Glauben treu zu bleiben. Ich möchte, dass die Welt das versteht: Es
gibt immer noch Leute, die bereit sind, alles aufzugeben, aber nicht ihren Glauben.
Und ich spreche hier im Namen dieser Menschen: Wir fühlen uns im Stich gelassen. Die
Leute sagen uns das jeden Tag: Im Stich gelassen von der christlichen Gemeinschaft
in der Welt, die nicht einmal reagiert. Nur der Papst redet und hilft und ermutigt
uns.”
Derzeit registrieren die Behörden Infiltrationen bewaffneter Banden
in Nord-Jordanien. Jordaniens Caritas-Direktor sieht solche Vorgänge gelassen.
„Das
ist leider normal: Wir sind inmitten des Feuers. Jordanien ist ein Land, das immer
es immer verstanden hat, mit solchen Gruppen umzugehen. Wir fühlen uns sicher. Die
Einsatzkräfte Jordaniens sind stark. Sie kontrollieren die Grenzen wirksam. In Jordanien
fühlen wir uns sicher.“