2014-08-28 14:41:51

Jordanien: Irak-Flüchtlinge fühlen sich im Stich gelassen


RealAudioMP3 Ins Königreich Jordanien gelangen immer mehr Flüchtlinge aus dem benachbarten Irak, die dem Terror des „Islamischen Staates“ zu entgehen suchen. Papst Franziskus hatte bei seiner Heiliglandreise im Mai als einen seiner ersten öffentlichen Termine ein Flüchtlingslager in Jordanien besucht. Seither hat sich in dem kleinen Königreich, das als einer der wenigen Staaten in Nahost in der jüngeren Geschichte keinen Krieg zu durchleiden hatte, die Zahl der Zuflucht Suchenden weiter erhöht. Wael Suleiman gehört der Fokolarbewegung an und leitet die Caritas Jordanien. Er sagte uns:

„Aus dem Irak kommen jetzt die Christen – sie waren bisher noch nicht als Flüchtlinge in Jordanien präsent, jetzt kommen sie. Vielleicht wird die UNO nächste Woche sie als Flüchtlinge registrieren. Caritas Jordanien und die katholische Kirche überhaupt arbeiten daran, Plätze für sie zu finden und ihnen so gut wie möglich zu helfen. Einige der christlichen Flüchtlinge aus dem Irak sind schwer traumatisiert, weil sie Unvorstellbares gesehen haben. Jetzt geht es ihnen besser.”

Die Bevölkerung Jordaniens besteht zur Zeit aus unvorstellbaren 40 Prozent Flüchtlingen, rechnet Suleiman vor: 1,4 Millionen Syrer, mehr als zwei Millionen Palästinenser, und jetzt fast 500.000 Iraker. Das Leid gerade der christlichen Flüchtlinge aus dem Irak wachse noch, weil sie die mangelnde Solidarität westlicher Christen empfinden.

„Wir fühlen die Nähe des Papstes. Für uns Christen ist er die einzige Stimme, die laut über das Drama der Flüchtlinge im Nahen Osten spricht. Für die Syrer unternimmt mittlerweile die internationale Gemeinschaft mehr Verantwortung. Aber die christlichen Gemeinschaften auf der Welt müssen mehr tun für ihre christlichen Geschwister im Irak. So jene in Erbil, die alles aufgegeben haben, um ihrem Glauben treu zu bleiben. Ich möchte, dass die Welt das versteht: Es gibt immer noch Leute, die bereit sind, alles aufzugeben, aber nicht ihren Glauben. Und ich spreche hier im Namen dieser Menschen: Wir fühlen uns im Stich gelassen. Die Leute sagen uns das jeden Tag: Im Stich gelassen von der christlichen Gemeinschaft in der Welt, die nicht einmal reagiert. Nur der Papst redet und hilft und ermutigt uns.”

Derzeit registrieren die Behörden Infiltrationen bewaffneter Banden in Nord-Jordanien. Jordaniens Caritas-Direktor sieht solche Vorgänge gelassen.

„Das ist leider normal: Wir sind inmitten des Feuers. Jordanien ist ein Land, das immer es immer verstanden hat, mit solchen Gruppen umzugehen. Wir fühlen uns sicher. Die Einsatzkräfte Jordaniens sind stark. Sie kontrollieren die Grenzen wirksam. In Jordanien fühlen wir uns sicher.“

(rv 28.08.2014 gs)








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