Österreich: Dialog der Religionen beim Bundeskanzler
Der antisemitische
Angriff auf israelische Fußballspieler in Österreich vor rund einem Monat bei einem
Match in Bischofshofen (Salzburg) war ein Schock für das ganze Land. Dass freundschaftliche
Fussballspiel zwischen dem französischen Oberhausclub OSC Lille und dem israelischen
Verein Maccabi Haifa musst abgebrochen werden, da laut Polizeiangaben rund 20 Österreicher
mit palästinensischen und türkischen Fahnen auf das Spielfeld gelaufen waren und die
Spieler attackiert hatten. Die Antwort Österreichs darauf war ein „Dialog der Religionen“
von Vertretern aus Religion und Politik beim Bundeskanzler, Werner Faymann. Er betonte,
dass es im Blick auf den Umgang mit Kirchen und Religionsgemeinschaften zwei unterschiedliche
Auffassungen gebe:
„Das ist schon ein Richtungsstreit in Europa: Es gibt
die, die leben vom Aufhetzen und Aufwiegeln. Vom Partei-Ergreifen, im Sinne vom Abgrenzen.
Und es gibt auch weit über die Partei-Grenzen diejenigen, die den Wert in der Zusammenführung
sehen.“
In Österreich sei vor allem die Position der gegenseitigen Anerkennung
und Wertschätzung der Religionen präsent. Das zeige sich durch die staatliche Anerkennung
der derzeit sechzehn Kirchen und Religionsgesellschaften.
Gegen sie Gewaltspirale
Faymann
lobte die Bereitschaft aller vertretenen Kirchen und Religionsgemeinschaften, das
Gemeinsame vor das Trennende zu stellen und in einer Zeit von wachsender Gewaltbereitschaft
ein Zeichen des Respekts und der Anerkennung zu setzen. Die „Spirale der Gewalt" und
des Antisemitismus könne nur durch einen „gemeinsamen Einsatz für den Frieden" gestoppt
werden. Das dies in Österreich hauptsächlich funktioniere, sei eben nicht selbstverständlich
und, laut Bundeskanzler, auch ein Verdienst von Kardinal Schönborn. Der würdigt ebenfalls
den Dialog, fügt aber an, dass der österreichische Religionsdialog ein langer Kampf
war:
„Diese privilegierte Situation in unserem Land ist nicht selbstverständlich
und das möchte ich schon unterstreichen, auch unter Schmerzen geboren. Es waren wohl
erst die schmerzlichen Erfahrungen des ersten und zweiten Weltkrieges, die viele Menschen
in unserem Land dazu geführt haben, im politischen Bereich, wie im religiösen Bereich,
zu sagen: ‚Wir müssen miteinander den Weg gehen. Wir dürfen nicht mehr diese Gräben
neu aufgraben. Wir müssen sie zuschütten.‘ Ich denke hier auch an meinen Vorvorgänger
Kardinal Franz König, der sicher ein großer Brückenbauer war, um zu zeigen, dass
es nur im Miteinander geht.“