Der Papst hat sich
in einem Grußwort an die Synode der Waldenser gewandt. Es ist das erste Mal, dass
ein Papst Grüße an die protestantische Glaubensgemeinschaft richtet, deren Verhältnis
zur katholischen Kirche in der Geschichte alles andere als einfach war.
Mit
einem „brüderlichen Gruß“ richtet sich Franziskus in dem Grußtelegramm an die Synode,
die seit Sonntag im norditalienischen Torre Pellice rund 180 Vertreter der waldensischen
und der methodistischen Kirche versammelt. Franziskus versichert die Delegierten und
alle Angehörigen der Gemeinschaft seiner „geistlichen Nähe“. Er bete um die Einheit
aller Christen, heißt es in dem von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichneten
Telegramm weiter.
Die Waldenser waren im 12. Jahrhundert vom Lyoner Kaufmann
Petrus Valdes als Gemeinschaft religiöser Laien gegründet worden. Die katholische
Kirche verfolgte ihre Mitglieder im Mittelalter als Ketzer; über Jahrhunderte wurde
die Gemeinschaft unterdrückt. Ein Streitpunkt war dabei die Laienpredigt, die zu Spannungen
mit der katholischen Kirche und zur Exkommunikation des Gründers der Waldenser Petrus
Valdes führte.
Aufgrund theologischer Parallelen versteht sich die waldensische
Kirche als ein Vorläufer des reformierten Protestantismus. Nach eigenen Angaben zählen
die Waldenser heute rund 100.000 Mitglieder in Italien, Süddeutschland und Südamerika.
In Italien bilden die Waldenser seit Mitte der 1970er Jahren mit den Methodisten eine
eigene Kirche, in der die Frauenordination möglich ist.
Das Verhältnis zur
katholischen Kirche hat sich heute weitgehend entspannt. Der Moderator der laufenden
Synode, Eugenio Bernardini, lobte das päpstliche Grußtelegramm laut Medienberichten
als Zeichen des Respektes. An die Verfolgung der Waldenser durch die katholische Inquisition
erinnert heute ein Denkmal in der norditalienischen Stadt Pinerolo bei Turin. Das
ökumenische Dokument war von der Waldenserkirche und dem katholischen Bischof von
Pinerolo gemeinsam in Auftrag gegeben worden.
Die laufende Synode der Waldenser
geht noch bis kommenden Freitag. Eines der Hauptthemen des Treffens ist „Die Mission
in Zeiten der Krise“.