Bahrein: Eine neue Kathedrale für das nördliche Arabien
Im muslimischen Bahrein
wird bald eine neue Kathedrale gebaut: Das Grundstück für den Kirchenbau hat der König
des Landes, Hamad bin Isa Al Khalifa, zur Verfügung gestellt. Bischof Camillo Ballin,
Apostolischer Vikar für das Nördliche Arabien, berichtet im Interview mit Radio Vatikan.
„Es handelt sich um fast 9.000 Quadratmeter. Die Kirche wird der Form einer
Acht nachempfunden sein, denn diese Zahl ist die Zahl der Ewigkeit. In dem Gotteshaus
werden 2.300 Menschen Platz finden.“
Dass die Kirche der Patronin der Golfregion,
„Unserer Lieben Frau von Arabien“, geweiht werden soll, habe dem König gut gefallen,
erzählt Bischof Ballin. Mit der Unterstützung des Bauprojektes wolle der Monarch Offenheit
gegenüber anderen Religionen zeigen, vermutet er. Ausnutzen werde die christliche
Minderheit dieses Wohlwollen in dem Land, in dem der Islam Staatsreligion ist, aber
nicht zu sehr: So halte man sich etwas zurück, was die Außenwirkung der neuen Kirche
angeht, führt Ballin aus. Einen Glockenturm werde es zwar geben…
„…aber
ich ziehe vor, dort kein Kreuz oder andere religiöse Symbole anzubringen. Nicht, weil
das nicht erlaubt wäre und weil der König es nicht wollte, das ist mitnichten der
Fall. Aber ich möchte keine Reaktionen auf Seiten der Fundamentalisten provozieren.“
70
Prozent der Bevölkerung Bahreins sind Muslime, die meisten davon gehören dem schiitischen
Islam an, während die Herrscherfamilie sunnitisch ist. Christen machen nur etwa zehn
Prozent der Bevölkerung aus; die katholische Gemeinde umfasst Schätzungen nach 140.000
Gläubige. Wie wird in Bahrein die Eskalation im Irak wahrgenommen?
„Der
König von Bahrein hat sich dazu bereit erklärt, 200 christlichen Familien aus Mossul
zu helfen und sie in Bahrein zu empfangen. Das zeigt seine Großzügigkeit gegenüber
den Christen. Bislang hat sich diese dramatische Lage noch nicht bis hierhin ausgeweitet.
Die Muslime lehnen den Islamischen Staat des Irak und Syriens (ISIS) ab. Alle Muslime
sind dagegen, vor allem die moderaten. Auch die Fundamentalisten haben sich nicht
positiv dazu geäußert. In den Zeitungen haben ich keine Erklärungen gefunden, die
den Islamischen Staat unterstützen, weder in Bahrein, noch in Kuwait, noch anderswo.“
Als Apostolischer Vikar von Nordarabien, zu dessen Verantwortlichkeitsbereich
auch die Gemeinden in Katar, Kuwait und Saudi-Arabien gehören, hat Ballin einen guten
Überblick über die Region. Die arabischen Staaten der Region zeigten Zurückhaltung,
was Stellungnahmen für oder gegen die IS-Miliz angeht, so der Bischof:
„Ich
denke, dass es an der Wurzel einen politischen Grund gibt, der die anderen arabischen
Regierungen sehr vorsichtig macht. Im Sinne von: Was will dieser Islamische Staat?
Was ist sein Ziel? Und wer unterstützt ihn? Die Rückkehr zu einem Kalifat ist reine
Imagination, denn das wird von keinem arabischen Land akzeptiert werden.“
Das
Verhältnis der Christen und Muslime in Bahrein ist laut Angaben des Geistlichen respektvoll.
Im Rat des Königs sitzen auch Katholiken und Juden. Und Priester dürfen in Bahrein
- im Gegensatz zu einigen anderen muslimisch geprägten Ländern – auch in die Camps
der Gastarbeiter gehen, aus denen sich die christlichen Gemeinden des Landes wesentlich
speisen, und dort Gottesdienste feiern.
Baubeginn für die Kirche im
kommenden Herbst Mit dem Bau des schon länger geplanten Gotteshauses soll
voraussichtlich im kommenden Herbst begonnen werden. Die Fertigstellung ist für 2016/2017
geplant. Zu dem Komplex gehören neben der Kathedrale auch Schulungs- und Gästeräume,
Wohnungen für Priester und den Bischof sowie ein Mehrzwecksaal. Unterstützt wird die
neue Kathedrale u.a. vom Hilfswerk „Kirche in Not“.