Versöhnung über Bande: Zentrum für Frieden und Einheit
Der Grundkonflikt
in Korea ist der zwischen Norden und Süden, überwinden könne man ihn nur durch Gespräch,
durch Diplomatie wie Papst Franziskus in seiner Ansprache vor den Vertretern von Staat
und Gesellschaft am ersten Tag seiner Reise betonte. Pater Bernd Hagenkord hat für
uns ein Projekt besucht, in dem die Kirche ganz konkret sich für Frieden und Versöhnung
einsetzt.
Die Kirche steht in Südkorea, ist aber eine Kopie einer zerstörten
Kirche im Norden. Dasselbe gilt für das Eingangsportal des daneben stehenden Bildungshauses:
Nachempfunden einem zerstörten Haus im Norden. Das Zentrum für Frieden und Einheit
der Katholischen Kirche Koreas in Uijengbu zwischen Seoul und der Grenze weiter nördlich
will dem Vergessen entgegen wirken, erklärt Pater Lee Eun-hyung, Leiter des Zentrums.
„Wir
sind seit langem geteilt und es gibt einen gewaltigen Unterschied in der Wirtschaft
zwischen Nord und Süd. Aber unser größtes Problem ist: Wir verlieren langsam den Glauben
an die Wiedervereinigung. Wir müssen wieder daran erinnern, dass wir hier zusammen
leben. Unsere Aufgabe ist es die Menschen daran zu erinnern, wie wichtig die Wiedervereinigung
für unsere Zukunft ist. Menschen, die aus Nordkorea stammen, haben dieses Stück Land
gekauft und wollten etwas damit unternehmen, eine Kirche des Friedens mit Nordkorea
errichten. Das war gar nicht so einfach. Und dann haben sie die katholische Kirche
gebeten, das zu machen. Wir haben uns diesen Wunsch nach einem Ort für den Frieden
und die Versöhnung zu Eigen gemacht.“
Im Norden gebe es eine von der Regierung
autorisierte katholische Gemeinschaft, 3.000 seien es offiziell. Pater Lee geht aber
von mehr aus. Als Leiter des Versöhnungskomitees sei er öfters im Norden, ansonsten
verlaufe der Kontakt indirekt.
„Ich habe eine Kontaktperson in China, einen
Pater, der wiederum Kontakte nach Nordkorea hat. In Nordkorea ist die Religionsausübung
eingeschränkt. Wir sehen aber den Auftrag der Versöhnung. Wir helfen nicht der Regierung,
sondern den Menschen. Wir haben sehr viele Probleme mit unserer eigenen Regierung,
die Nord-Korea Politik ist sehr strikt im Vergleich zu früher, die Kirche kann deshalb
nicht mehr so aktiv sein, wie sie möchte.“
Das Zentrum biete vor allem
Kurse an, ganz praktisch im Umgang mit der Vergangenheit und mit dem Konflikt. Es
geht um das Kennenlernen des Nordens, um Konfliktüberwindung, aber auch um Schulungen
in Dialog: Man wolle die Menschen des Nordens, wenn sie in Kontakt mit dem reichen
und religionsfreien Süden kämen, nicht überfordern sondern einführen. Man mache sich
nichts vor, sagt Pater Lee, Wünsche nach mehr Dialog aus dem Norden seien reine Propaganda,
aber trotzdem bereite man sich vor, denn wenn man das aufgebe, gebe man den Gedanken
an Wiedervereinigung auf.
Man bete auch für die Einheit, auch das ein wichtiger
Dienst des Zentrums. „Umkehr und Buße“ steht groß über dem Eingang der Kirche, Zeichen
dass Einheit bei den Menschen selber anfange, nicht erst bei politischen Entscheidungen.
Aber
gibt es überhaupt eine Zukunft? Immerhin scheint die Situation politisch völlig festgefahren.
Pater Lee glaubt daran.
„Ich glaube, die nordkoreanische Kirche wird sich
weiterentwickeln, so kann es nicht weitergehen. Ich glaube, sie werden sich an China
orientieren. Die chinesische Kirche hat starke und schwache Seiten. Wir müssen uns
dieses Modell sehr genau ansehen und uns darauf vorbereiten. Wir beobachten mit großer
Aufmerksamkeit die Beziehung zwischen Nord- und Südkorea. Deshalb habe ich große Erwartungen
an diesen Papstbesuch. Das ist eine große Möglichkeit, unsere Beziehung zu vertiefen
und die Mauer einzureißen.“
Aus Uijengbu, Pater Bernd Hagenkord für Radio
Vatikan