2014-08-15 07:53:56

Papst in Daejeon: Kirche als Gegenkraft zur Verzweiflung


RealAudioMP3 Es war der erste große öffentliche Auftritt des Papstes bei seinem Südkoreabesuch: Am Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel feierte Franziskus im Fußballstadion von Daejeon eine Messe vor mindestens 50.000 Menschen. In seiner Predigt ging der Papst auf die Gefahren der Wirtschaft ein. Er wandte sich gegen unmenschliche Wirtschaftsformen, die viele zur Armut und zur Ausgrenzung führen. Franziskus rief die Kirche auf, als Gegenkraft zur Verzweiflung in der Gesellschaft zu wirken.

Mit dem Zug unterwegs
Bereits die Anfahrt zum Gottesdienst war eine Überraschung, auch für die Organisatoren: Franziskus verzichtete auf den für ihn geplanten Helikopter und benützte stattdessen die Bahn. Erlegte die 160 Kilometer von Seoul in die Technologie-Metropole Daejeon im Hochgeschwindigkeitszug KTX zurück, wie Vatikansprecher Federico Lombardi bestätigte. Grund für den Transportmitteltausch war der Nebel, denn hätte Franziskus den Helikopter benützt, dann wäre eine pünktliche Ankunft fraglich gewesen, so ein Sprecher des Organisationskomitees der Reise laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap. Franziskus reiste zwar in einem separaten Waggon, aber er wollte damit auch näher an den Menschen sein.

Mit „Viva il Papa“-Rufen („Lang lebe der Papst!“) wurde der Papst bei der Ankunft mit einem offenen Fahrzeug vor den Toren des Stadions von wartenden Gläubigen und Besuchern frenetisch begrüßt. Im Fußball-Weltcup-Stadion von Daejeon kamen nach Veranstalterangaben 50.000 Menschen zu der Feier mit dem Papst zusammen. Der Gottesdienst selbst fand auf Koreanisch und Latein statt. Die Predigt hielt Franziskus auf Italienisch.

Gegen Egoismus und unmenschliche Wirtschaftsformen
In seiner Predigt wandte sich Franziskus gegen Egoismus und unmenschliche Wirtschaftsformen. „Mögen die Christen dieser Nation eine großherzige Kraft für die geistige Erneuerung in allen Gesellschaftsschichten sein“, so der Papst und fügte an:

„Mögen sie die Verlockung eines Materialismus, der echte geistige und kulturelle Werte erstickt, und den Geist des uneingeschränkten Wettbewerbs, der Egoismus und Unfrieden erzeugt, bekämpfen. Mögen sie auch unmenschliche Wirtschaftsmodelle, die neue Formen von Armut schaffen und Arbeiter an den Rand drängen, sowie die Kultur des Todes verwerfen, die das Bild Gottes, des Gottes des Lebens, entstellt und die Würde jedes Menschen – ob Mann, Frau oder Kind – verletzt.“

Koreas Katholiken seien „Erben einer edlen Tradition“, deshalb seien sie berufen, „diese Erbschaft zu pflegen und sie an die kommenden Generationen weiterzugeben“.

„Das erfordert von jedem eine erneute Umkehr zum Wort Gottes und eine leidenschaftliche Sorge für die Armen, die Notleidenden und die Schutzlosen in unserer Gesellschaft.“

Maria sei die „Mutter aller Hoffnungen“, so der Papst. Sie habe an die Verheißung Gottes geglaubt und wir sollten es ihr gleichtun.

„Diese Hoffnung, liebe Brüder und Schwestern, die Hoffnung, die aus dem Evangelium hervorgeht, ist das Gegenmittel gegen den Geist der Hoffnungslosigkeit, der wie ein Krebs zu wuchern scheint in Gesellschaften, die äußerlich wohlhabend sind, aber oft innere Traurigkeit und Leere erfahren. Von wie vielen unserer Jugendlichen hat diese Hoffnungslosigkeit ihren Tribut gefordert! Mögen sie, die jungen Menschen, die uns in diesen Tagen mit ihrer Freude und ihrem Vertrauen umgeben, niemals ihrer Hoffnung beraubt werden!“

Katholiken weltweit begehen den 15. August als Hochfest der Aufnahme der Gottesmutter Maria in den Himmel. In Südkorea erinnert das Datum an die Ausrufung der Republik nach der Teilung des Landes 1948; auf den Tag drei Jahre zuvor war Korea von der japanischen Herrschaft befreit worden.

(rv/kna 15.08.2014 mg)







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