Papst in Daejeon: Kirche als Gegenkraft zur Verzweiflung
Es war der erste große
öffentliche Auftritt des Papstes bei seinem Südkoreabesuch: Am Hochfest der Aufnahme
Mariens in den Himmel feierte Franziskus im Fußballstadion von Daejeon eine Messe
vor mindestens 50.000 Menschen. In seiner Predigt ging der Papst auf die Gefahren
der Wirtschaft ein. Er wandte sich gegen unmenschliche Wirtschaftsformen, die viele
zur Armut und zur Ausgrenzung führen. Franziskus rief die Kirche auf, als Gegenkraft
zur Verzweiflung in der Gesellschaft zu wirken.
Mit dem Zug unterwegs Bereits
die Anfahrt zum Gottesdienst war eine Überraschung, auch für die Organisatoren: Franziskus
verzichtete auf den für ihn geplanten Helikopter und benützte stattdessen die Bahn.
Erlegte die 160 Kilometer von Seoul in die Technologie-Metropole Daejeon im Hochgeschwindigkeitszug
KTX zurück, wie Vatikansprecher Federico Lombardi bestätigte. Grund für den Transportmitteltausch
war der Nebel, denn hätte Franziskus den Helikopter benützt, dann wäre eine pünktliche
Ankunft fraglich gewesen, so ein Sprecher des Organisationskomitees der Reise laut
der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap. Franziskus reiste zwar in einem separaten
Waggon, aber er wollte damit auch näher an den Menschen sein.
Mit „Viva il
Papa“-Rufen („Lang lebe der Papst!“) wurde der Papst bei der Ankunft mit einem offenen
Fahrzeug vor den Toren des Stadions von wartenden Gläubigen und Besuchern frenetisch
begrüßt. Im Fußball-Weltcup-Stadion von Daejeon kamen nach Veranstalterangaben 50.000
Menschen zu der Feier mit dem Papst zusammen. Der Gottesdienst selbst fand auf Koreanisch
und Latein statt. Die Predigt hielt Franziskus auf Italienisch.
Gegen
Egoismus und unmenschliche Wirtschaftsformen In seiner Predigt wandte sich
Franziskus gegen Egoismus und unmenschliche Wirtschaftsformen. „Mögen die Christen
dieser Nation eine großherzige Kraft für die geistige Erneuerung in allen Gesellschaftsschichten
sein“, so der Papst und fügte an:
„Mögen sie die Verlockung eines Materialismus,
der echte geistige und kulturelle Werte erstickt, und den Geist des uneingeschränkten
Wettbewerbs, der Egoismus und Unfrieden erzeugt, bekämpfen. Mögen sie auch unmenschliche
Wirtschaftsmodelle, die neue Formen von Armut schaffen und Arbeiter an den Rand drängen,
sowie die Kultur des Todes verwerfen, die das Bild Gottes, des Gottes des Lebens,
entstellt und die Würde jedes Menschen – ob Mann, Frau oder Kind – verletzt.“
Koreas
Katholiken seien „Erben einer edlen Tradition“, deshalb seien sie berufen, „diese
Erbschaft zu pflegen und sie an die kommenden Generationen weiterzugeben“.
„Das
erfordert von jedem eine erneute Umkehr zum Wort Gottes und eine leidenschaftliche
Sorge für die Armen, die Notleidenden und die Schutzlosen in unserer Gesellschaft.“
Maria
sei die „Mutter aller Hoffnungen“, so der Papst. Sie habe an die Verheißung Gottes
geglaubt und wir sollten es ihr gleichtun.
„Diese Hoffnung, liebe Brüder
und Schwestern, die Hoffnung, die aus dem Evangelium hervorgeht, ist das Gegenmittel
gegen den Geist der Hoffnungslosigkeit, der wie ein Krebs zu wuchern scheint in Gesellschaften,
die äußerlich wohlhabend sind, aber oft innere Traurigkeit und Leere erfahren. Von
wie vielen unserer Jugendlichen hat diese Hoffnungslosigkeit ihren Tribut gefordert!
Mögen sie, die jungen Menschen, die uns in diesen Tagen mit ihrer Freude und ihrem
Vertrauen umgeben, niemals ihrer Hoffnung beraubt werden!“
Katholiken weltweit
begehen den 15. August als Hochfest der Aufnahme der Gottesmutter Maria in den Himmel.
In Südkorea erinnert das Datum an die Ausrufung der Republik nach der Teilung des
Landes 1948; auf den Tag drei Jahre zuvor war Korea von der japanischen Herrschaft
befreit worden.