„Bitte Ruhe – wir
beten!“ Das war der eindringlichste Moment beim asiatischen Jugendtreffen, das ansonsten
ausgesprochen festlich und ausgelassen verlief. Der Papst bat die 6.000 jungen Leute
aus über zwanzig Ländern Asiens um ein Gebet für die friedliche Vereinigung von Nord-
und Südkorea. „Gibt es etwa zwei Koreas?“, hatte er zuvor auf Fragen aus dem Auditorium
gesagt. „Nein, es gibt nur ein einziges. Aber es ist geteilt, die Familie ist geteilt,
und das bedeutet einen Schmerz.“
„Keine Sieger oder Besiegte“ dürfe es bei
einer koreanischen Wiedervereinigung geben, so Franziskus weiter. Und immerhin sprächen
doch Nord und Süd der Halbinsel eine gemeinsame Sprache, das stelle eine wichtige
Hoffnung dar. Doch junge Leute aus Nordkorea hatten nicht anreisen dürfen zum sechsten
asiatischen Jugendtag; und ebenso wenig achtzig Jugendliche aus der Volksrepublik
China. Die dortigen Behörden erlaubten ihnen, nach Angaben der vatikanischen Nachrichtenagentur
asianews, keine Ausreise.
Ansonsten: viel Jubel bei dieser Begegnung in einem
Großzelt im Wallfahrtsort Solmoe. Handyfotos vom Papst, Tänzerinnen aus Indonesien
und ein Musical, in dem Jugendliche schwungvoll das Gleichnis vom barmherzigen Samariter
in die heutige Zeit übersetzen. „Heute klopft Christus an die Tür eures Herzens“,
sagte Franziskus in einem vorbereiteten Redetext auf Englisch: „Er fordert euch
auf, euch zu erheben, ganz wach und aufmerksam zu sein und die Dinge im Leben zu sehen,
die wirklich von Bedeutung sind. Mehr noch: Er bittet euch, hinauszugehen auf die
Straßen und Gassen dieser Welt und an die Türen der Herzen anderer zu klopfen mit
der Einladung, ihn in ihrem Leben willkommen zu heißen.“
Die Kirche solle
„ein Same der Einheit für die gesamte Menschheitsfamilie sein“, so der Papst. Und
er wünschte sich von den jungen Leuten ein entschiedenes Nein zu Egoismus und Materialismus.
„Wir sind beunruhigt durch die wachsende Kluft zwischen reich und arm in
unseren Gesellschaften. Wir sehen Zeichen einer Vergötterung von Besitz, Macht und
Vergnügen, was Menschen großen Schaden zufügt. In unserer näheren Umgebung gibt es
so viele unserer eigenen Freunde und Altersgenossen, die sogar inmitten von immensem
materiellen Reichtum unter geistlicher Armut, Einsamkeit und stiller Hoffnungslosigkeit
leiden. Gott scheint von der Bildfläche verschwunden zu sein. Es ist beinahe, als
beginne eine geistige Wüste, sich über unsere ganze Welt auszubreiten. Es wirkt sich
auch auf die jungen Menschen aus, indem es ihnen ihre Hoffnung nimmt und in allzu
vielen Fällen sogar ihr Leben selbst.“
Doch genau diese schwierige Welt
sei die, in die Jesus die jungen Christen von heute hineinsende, um Zeugnis zu geben
vom „Evangelium der Hoffnung“.
„Liebe junge Freunde, in dieser Generation
zählt der Herr auf euch, er zählt auf euch! Seid ihr bereit, ihm euer „Ja“ zu sagen?
Seid ihr bereit dazu? Sicher?“ Nach der Begegnung mit den Jugendlichen legte
Papst Franziskus einen Zwischenstopp an der Universität Sogang ein, die von Jesuiten
verwaltet wird. (rv 15.08.2014 sk)