Korea vor dem Papstbesuch: Unser Korrespondent berichtet
An diesem Mittwochnachmittag
um 16 Uhr römischer Zeit wird Papst Franziskus nach Korea fliegen. Damit startet er
eine fünftägige Reise in das ostasiatische Land. Unser Redaktionsleiter, Pater Bernd
Hagenkord SJ, ist für uns in Südkorea. Er hat schon mal einige koreanische Zeitungen
angeschaut.
Die Erwartungen an den Papst sortieren sich: Ein Blick in die
– englischsprachigen – Zeitungen Seouls an diesem Mittwoch geben ein recht vollständiges
Bild von dem, was den Papst erwarten wird.
Der „Korean Herald“ zählt
auf, wo die Spannungen in der Gesellschaft liegen, die der Papst vorfinden wird. Es
geht um die Aufarbeitung des Fährunglücks vom April dieses Jahres, oder vielmehr um
das Fehlen der Aufarbeitung, es geht um eine US-Militärbasis in einem Naturschutzgebiet,
um staatliche Bauprojekte gegen den Willen der Bevölkerung, und es geht natürlich
um die Wiedervereinigung der beiden Koreas.
Auch wenn Kirchenvertreter offiziell
die Erwartungen herunter fahren wollen, das sind die Themen, die in den Köpfen und
Herzen der Menschen drin stecken.
Ein schwieriges Thema ist auf der Titelseite
der „Korea Times“: Eine ehemalige Sex-Sklavin der japanischen Armee während
des Zweiten Weltkrieges hofft darauf, dass der Papst das Schicksal all der Frauen
anspricht, die von der Besatzungsmacht jahrelang missbraucht wurden. Bis heute erkennt
Japan das nicht an, bis heute wird jede Woche im Zentrum Seouls vor der Botschaft
Japans demonstriert, wenn auch die Zahlen stetig abnehmen, denn die Frauen werden
älter und weniger.
Ein weiteres Thema: Was passiert eigentlich am Samstag im
Zentrum der Stadt? Viele Koreaner haben keine Ahnung von katholischer Liturgie, und
da viele Fernsehsender, inklusive zweier koreanischer und CNN das live übertragen,
wird das in englischsprachigen und koreanischen Zeitungen samt Grafik genau erklärt:
Altar, Kreuz, Kardinal, Messgewand, Skulpturen und so weiter.
In einem Interview
gerade hat mir Serena Kim, eine katholische Theologieprofessorin hier in Korea, die
bei einem der Sender live kommentieren wird, bestätigt, wie sehr dieses Wissen nachgefragt
ist. Sie muss alles, aber wirklich alles erklären, was mit Kirche und Liturgie und
Papst zu tun hat.
Hier wird der Papst Interesse wecken, was es mit der Kirche
auf sich hat. Deren Engagement in den sozialen Fragen kennt man, deren Einsatz für
die Demokratisierung des Landes wird in der gesamten Gesellschaft hoch geschätzt,
nun aber bekommen alle zu sehen, was das genau ist, die katholische Kirche.
Aus
Seoul, Pater Bernd Hagenkord für Radio Vatikan.