Liberia: Barmherzige Brüder fordern Einsatz von Ebola-Serum
Die Ebola-Epidemie
in Westafrika ist von den Seuchen-Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als
„internationaler Gesundheitsnotfall“ eingestuft worden. Das teilte die WHO in Genf
mit. Erst zum dritten Mal in der Weltgeschichte hat die WHO einen solchen Notfall
ausgerufen. Damit kann die Organisation jetzt weltweit Vorschriften zur Eindämmung
des Ebola-Ausbruchs erlassen. Möglich sind unter anderem Quarantäne-Maßnahmen wie
die Schließung von Grenzen sowie Einschränkungen im internationalen Reiseverkehr.
Angesichts
der sich ausweitenden Ebola-Epidemie in Westafrika pochen die Helfer vor Ort auf den
Einsatz eines Serums gegen das Auslösevirus, auch wenn sich dieses erst in Testphase
befindet.
„Es gibt keine Alternative, denn sonst wird die Katastrophe noch
größer und die Menschen sterben weiter“, erklärte Pasquale Ahodegnon, Generalrat der
Barmherzigen Brüder für Afrika, am Donnerstag gegenüber Kathpress. Der Orden betreibt
in Sierra Leone und Liberia je zwei Spitäler und verzeichnet unter seinen Mitgliedern
bereits einen Ebola-Toten und einen Infizierten.
Hoffen auf das experimentelle
Serum
US-Präsident Barack Obama hatte am Mittwochabend in Washington
eine Schnellverfahrens-Zulassung des bisher erst in den USA an Tieren getesteten Ebola-Serums
„ZMapp“ in der westafrikanischen Epidemieregion abgelehnt, da es noch zu wenig Daten
gebe. Ahodegnon sprach sich hingegen für die Testung an Menschen in Liberia aus: „Wir
hoffen, dass das experimentelle Serum nach Afrika gesendet werden kann“, so der in
Rom tätige gebürtige Beniner. Zwar sei die Zusendung von Material für Desinfektion,
Helferschutz und Behandlung der Symptome ebenfalls unbedingt erforderlich, eine tatsächliche
Lösung sei jedoch dadurch noch nicht erreichbar.
Nachdruck verlieh Ahodegnon
seinem Appell durch die Schilderung der Situation in Liberias Hauptstadt Monrovia:
„Die Märkte sind geschlossen, nach der Verhängung des Ausnahmezustandes kommt niemand
mehr ins Land oder verlässt es und man sieht kaum noch Menschen auf der Straße. Die
Leute sterben schnell, oft in ihren eigenen Häusern. Das Land ist komplett am Boden“,
so der Ordensmann. Dennoch sei es schwierig, den Kontakt mit Infizierten durch Isolation
zu vermeiden - aufgrund der Bewegung von Menschen zwischen den Dörfer und da die Krankheit
erst Tage nach der Ansteckung sichtbar wird.
Arbeit geht trotz Spitalsschließung
weiter
Sein Spital „St. Joseph“ in Monrovia hat der Orden zu Wochenbeginn
geschlossen - laut Ahodegnon auf Bitte der Regierung, nachdem der Direktor der Einrichtung,
Patrick Nshamdze, selbst an Ebola erkrankt und am Sonntag daran gestorben war. Ein
weiterer dort tätiger Barmherziger Bruder, der spanische Priester Miguel Pajares,
infizierte sich bei Nshamdzes Betreuung mit Ebola, wurde am Donnerstagmorgen von der
spanischen Regierung nach Madrid überstellt und wird dort derzeit in einem Krankenhaus
behandelt - als erstes Ebola-Opfer Europas. Über 100.000 Menschen hatten zuvor eine
Petition für seine Rückholung auf der Internet-Plattform „change.org“ unterzeichnet.
Gemeinsam
mit Pajares war auch eine spanische Nonne an Bord der Maschine des Verteidigungsministeriums,
die mit dem Priester zusammengearbeitet hatte. Auch wenn bei ihr bisher keine Ebola-Infektion
festgestellt wurde, soll auch sie in Madrid unter strengster Quarantäne überwacht
und behandelt werden. Ähnlich war es bereits zwei weiteren Missionaren aus den USA
ergangen: Sowohl die Hygienespezialistin Nancy Writebol als auch der Arzt Kent Brantly
wurden beide nach Ebola-Infektion in Liberia in ihre Heimat ausgeflogen und werden
nun in einer Isolationszelle im Emory University Hospital in Atlanta versorgt. Laut
Spitalsinformationen ging es beiden zuletzt leicht besser.
Trotz der Spitalsschließung
gehe in Monrovia die Ebola-Versorgung in einem kleinen Büro durch die Hilfe von zwei
Ordensschwestern und einem freiwilligen Mitarbeiter in stark verringerter Form weiter,
gab Ahodegnon an. Nur durch internationale Hilfe könne diese Arbeit der Materialausgabe
für Symptombehandlung weiter geschehen, während die Regierung keine Materialressourcen
- speziell geht es um Desinfizierungsmittel, Handschuhe, Schutzmasken, Veneninfusionen
und Antigerinnungsmittel - mehr verfüge. „Viele Patienten sterben, da es kein Material
gibt“, so der Ordensmann. Immer schwieriger gestalte sich zudem die Suche nach freiwilligen
Mitarbeitern.
Ausnahmezustand in Liberia
WHO-Angaben zufolge
sind in den vergangenen Monaten bis Montag 932 Menschen an Ebola verstorben und 1.711
infiziert. Betroffen sind die Staaten Liberia, Sierra Leone und Guinea, fünf Fälle
wurden zuletzt auch in Nigeria verzeichnet. In der Nacht auf Donnerstag hat die liberianische
Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf in ihrem Land den Ausnahmezustand erklärt - da Ebola
„eine Gefahr für die Republik“ sei. Zuvor hatte sie die Bevölkerung ihres Landes aufgefordert,
für göttliche Hilfe im Kampf gegen das „tödliche Virus“ zu beten.