Einen Ausweg aus der
Gewaltwelle in der Ostukraine könnte der Einsatz der Christen sein. Das sagt im Gespräch
mit Radio Vatikan der Vatikanvertreter in Kiew, Erzbischof Thomas Gullickson.
In
der Ukraine sei die Präsenz der Christen sehr dominant, sie sei eine der stärksten
Präsenzen, nicht nur in Osteuropa sondern im gesamten Kontinent, so der Apostolische
Nuntius. Das Land sei „ganz klar christlich geprägt“ und orientiere sich an den christlichen
Werten. Deshalb rufe er alle auf, für den Frieden zu beten. Denn das Gebet könne viel
bewirken, so wie es Papst Franziskus für den Nahost-Konflikt vorgezeigt habe.
„All
die Gewalt, die wir in der Ukraine erlebt haben, ist ein harter Prüfstein für die
Christen dieses Landes. Gerade die Orthodoxen in der Ukraine haben es schwer, denn
sie identifizieren sich sehr stark mit dem Schicksal der zivilen Behörden. Sie hatten
es schwer mit dem ehemaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch und seinem Regime, denn
die Orthodoxen waren in einer Situation, die sie nicht mehr ertragen konnten. Es war
dann für deren Kirchenführer etwas Neues, mit der zivilen Bevölkerung zusammenzuarbeiten.
Das hat aber gute Früchte hervorgerufen.“
Die Gewaltwelle in der Ostukraine
habe das ukrainische Volk stärker vereint und auch bewusst gemacht, wie wichtig die
christlichen Werte seien, so Erzbischof Gullickson.
„Aus katholischer Sicht
ist es erfreulich zu sehen, wie die griechisch-katholische Kirche und die römisch-katholische
Kirche gemeinsam für das ukrainische Volk einstehen. Darüber bin ich sehr stolz, denn
die entsprechenden Kirchenmitglieder betrachteten nicht die Zugehörigkeit oder die
Zahl der entsprechenden Kirche.“
Die Mehrheit der Ukrainer gehört eine
der drei orthodoxen Kirchen an. Die Katholiken – insbesondere jene der lateinischen
Kirche – sind eine Minderheit und vor allem in der Westukraine präsent, wo fast keine
Gewalt herrscht. In der Ostukraine hingegen kam es zu Entführungen von katholischen
Priestern und Gewalt gegen Katholiken.
„Ich befürchte, dass die Katholiken
in der Ukraine es künftig noch schwerer haben werden, falls weiterhin eine unstabile
Lage herrscht. Ich würde sagen, dass die griechisch-katholische Kirche es noch heftiger
erleben wird als die römisch-katholische Kirche, weil die mit Rom vereinten Gläubigen
regelrecht verfolgt werden. Insbesondere in Russland und anderen Orten gibt es Menschen,
die sich nicht damit abfinden können, dass es so eine wunderschöne Kirchgemeinschaft
gibt, die auch eine der größten Schönheit und Reichtum für alle Katholiken ist.“
Spiegel-Online
berichtet, dass erstmals die ukrainische Luftwaffe in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch
das Zentrum der Separatistenhochburg Donezk attackiert. Gegen Mitternacht flogen zwei
Kampfjets über die Millionenstadt im Osten des Landes, die von prorussischen Terroristen
kontrolliert wird. Wie Spiegel-Korrespondent Christian Neef berichtete, feuerten die
Maschinen im Tiefflug mehrere Raketen ab. Sie trafen auf eine Straße. Es habe keine
Opfer gegeben. Die Nachrichtenagentur AFP berichtete, ein Geschoss habe einen vier
Meter breiten und eineinhalb Meter tiefen Krater in einer Straße hinterlassen.