Mitglieder des „Islamischen
Staates“ – kurz IS – im Irak und Syrien seien nicht Anhänger einer bestimmten islamischen
Theologie sondern Terroristen. Das betont der muslimische Theologe und Experte für
christliche Theologie Adnane Mokrani im Gespräch mit Radio Vatikan. Er ist Dozent
am Päpstlichen Institut für arabische und islamische Studien (PISAI) in Rom, also
einer der wenigen Nicht-Katholiken an einer vatikanischen Bildungsstätte.
„Beim
Islamischen Staat, wie sie es nennen, handelt es sich nicht um ein Kalifat, sondern
um eine terroristische Gruppe, die eigentlich eine Sekte ist. Wie diese Gruppe überhaupt
entstanden ist und sich gebildet hat, haben wir noch gar nicht verstanden und viele
Bereiche sind uns noch gar nicht bekannt.“
Dass die Gruppe „ungewohnt“
vorgehe, zeige beispielsweise die Tatsache, dass sie während des Fastenmonats Ramadan
sehr aktiv waren. Auch die aggressive und gezielte Verfolgung von Christen im Irak
durch „IS“ sei ungewöhnlich.
„Das Christentum hat in jenen Regionen tiefe
historische Wurzeln und selbst bei bisherigen radikalen Islamisten gab es gewisse
Grenzen bzw. eine Art Respekt. Doch wie nun diese Gruppe vorgeht und alle Christen
wegschickt oder zum Glaubenswechsel aufzwingen und Sondersteuern verlangen, entspricht
weder den Menschenrechten noch den Prinzipien des Islam.“
Viele Muslime
im Nahen Osten seien deshalb gegen die Vorgehensweise des „IS“. Noch nie sah man so
viel Solidaritätsbekundung von Muslimen für die Lage der Christen im Nahen Osten,
so Mokrani.
„Gerade im Fastenmonat Ramadan sind sehr viele Muslime, sei
es im Irak, sei es in anderen Ländern, auf die Straße gegangen oder haben öffentlich
ihre Solidarität gegenüber den Christen in Mossul und im gesamten Irak bekundet. Wir
müssen meiner Meinung nach den christlich-muslimischen Dialog verstärken, gerade in
dieser so schwierigen Zeit und ich hoffe auch, dass mit Hilfe der Muslime die ,IS´-Gruppe
aufgelöst wird.“
Die sunnitischen Extremisten folgen einer besonders strengen
Auslegung des Korans und zerstören ebenso islamische Heiligtümer. Unlängst wurde die
berühmte Grabstätte des Propheten Jonah in Mossul gesprengt.