Papst Franziskus geht
gerne an die Peripherie und verwendet ebenso gerne diese Metapher in seinen Predigten.
Seine Reise heut ins süditalienische Caserta ist seine sechste Reise innerhalb Italiens
und sie passt sehr gut zu den anderen Peripherien Italiens, die er bis jetzt besucht
hatte. Nach Lampedusa, Cagliari, Assisi, Cassano allo Jonio, Campobasso und Isernia
reist er am Samstag um 16 Uhr Nachmittags per Helikopter in die kleine Stadt, nahe
Neapel.
Zuerst wird er auf die Priester aus dem Bistum hinter verschlossenen
Türen treffen um ab ungefähr 18:00 eine Messe zu Ehren der Heiligen Sankt Anna unter
freiem Himmel mit 200.000 Gläubigen zu feiern. Es werden nur wenige Stunden sein,
die er in der Stadt verbringen wird, bevor er zwei Tage später wieder privat zurückreisen
wird, um seinen Freund, den er noch aus Argentinien kennt, den Evangelikalen Giovanni
Traettino zu besuchen.
Die Aufmerksamkeit ist so groß wie nie und in den italienischen
Zeitungen werden täglich seitenlange Artikel über die Erwartungen und die sozialen
Problematiken der Gegend gedruckt. Der Bischof von Caserta, Giovanni D’Alise, spricht
im Interview mit Radio Vatikan über eine „große Spende“ von Seiten des Papstes, denn
es wäre seine Entscheidung gewesen, nach Caserta zu kommen:
„Hier leben
wir in einer sehr schwierigen Situation. Der Besuch von Papst Franziskus wird uns
Mut und Trost spenden.“ Manche nennen Caserta Gomorrha oder Hochburg der Camorra
(Mafia aus der Region Kampanien), manche auch nur Feuerland („Terra dei fuochi"),
da unter der Erde giftige Müllstoffe begraben liegen, die dort von der sogenannten
Öko-Mafia vergraben wurden. Die Verpestung der Erde und auch der Luft hat bereits
für viele Krankheiten und Tumoren auf diesem Landstrich gesorgt. Es ist ein schönes
Land, aber leider kann man die Luft kaum einatmen.
„Das stimmt. Ich habe
genau das auch mit Papst Franziskus besprochen, aber er weiß davon schon längst Bescheid.
Wir hoffen, dass er uns nicht nur Mut zuspricht, sondern auch etwas Richtungsweisendes
zu sagen hat. Wir gehen in den Problemen unter: die organisierte Unterwelt und die
Arbeitslosigkeit. Vor allem die Jugendarbeitslosigkeit ist enorm hoch und ich hoffe,
dass er eine Botschaft für die junge Generation haben wird.“
Die Tendenz
der Arbeitslosigkeit ist in Italien allgemein steigend, und das vor allem im Süden.
Laut Tageszeitung La Stampa sind fast immer zwei von drei Jugendlichen arbeitslos.
Durch die Finanzkrise mussten seit 2007 circa 32.000 Firmen im Süden von Italien schließen
und somit verabschiedeten sich 600.000 Arbeitsplätze aus den südlichen Regionen des
Landes.
„Ich habe Vertrauen in seinen Besuch. Das wird nicht nur ein kleiner
Wind, der den Staub aufwirbelt. Es wird etwas sein, dass unter die Haut gehen wird,
in die Tiefe von uns selbst, von unserem Leben und auch Folgen auf die Beziehungen
unserer Gesellschaft haben wird.“
Bei seinem letzten Besuch
in Süditalien hat Papst Franziskus für WIrbel gesorgt, als er die Mafia zumindest
wörtlich exkommunizierte. Für D’Alise, der Bischof von Caserta, der erst kürzlich
von Papst Franziskus zum Bischof ernannt wurde, ist es derzeit nicht schwieriger,
als in all den anderen Epoche Priester oder Bischof zu sein. Man müsse zwei wichtige
Regeln befolgen, so der Bischof: Sich in die Hände von Gott begeben und im Dienste
des Volkes handeln.
Papst Franziskus wird um 19:30 seine Rückfahrt in den Vatikan
antreten und dort laut Planung um 20:15 ankommen. Zwei Tage später folgt die private
Reise nach Caserta um Traettino zu besuchen.