Weltweite Empörung über Christenverfolgung im Irak
Heftige weltweite Kritik hat es am Montag für die Verfolgung von Christen im Irak
durch die radikal-sunnitische Organisation „Islamischer Staat“ (IS) gegeben. UNO-Generals
Generalsekretär Ban Ki-moon bezeichnete die „systematische Verfolgung von Minderheiten
im Irak“ als ein mögliches „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Auch Österreichs
Außenminister Sebastian Kurz verurteilte die jüngsten Ereignisse besonders rund um
die Stadt Mossul deutlich. Österreich werde sich auch künftig als „neutraler Brückenbauer“
für Religionsfreiheit und dem Schutz religiöser Minderheiten einsetzen, so Kurz. Er
erinnerte an die Vereinbarung von 16 österreichischen Kirchen- und Religionsgemeinschaften
am 27. Mai, Maßnahmen zur Förderung der Religionsfreiheit auf internationaler Ebene
ausarbeiten zu wollen.
Die IS hatte den Christen in der eroberten Stadt Mossul
dazu aufgefordert, zum Islam zu konvertieren oder eine Kopfsteuer zu bezahlen. Zudem
wurde ihnen für vergangenes Wochenende ein Ultimatum gestellt, die Stadt zu verlassen
oder „durch das Schwert“ zu sterben. Augenzeugen berichteten, dass bereits zuvor die
Häuser der Christen Mossuls von den Rebellenkämpfern markiert wurden. Tausende Christen
flüchteten daraufhin in die kurdischen Gebiete. Insgesamt hat sich die christliche
Minderheit des Landes seit Beginn des Irak-Krieges 2003 von über eine Million Menschen
auf mittlerweile weniger als 400.000 dezimiert.
Weltkirchenrat: Tragödie
für Christen und Muslime Große Sorge über den Exodus der Christen aus Mossul
hatte auch der Weltkirchenrat geäußert. Es sei eine „Tragödie für Christen und Muslime“,
hieß es in einem von Generalsekretär Olav Fykse Tveit unterzeichneten Schreiben am
Montag. Seit Beginn des Christentums habe es in Mossul Christen gegeben. Das sei nun
Geschichte. Tveit verwies darauf, dass der Weltkirchenrat bereits zu Monatsbeginn
politische Maßnahmen zur Förderung der Menschenrechte – besonders der Religionsfreiheit
-, die Wiederherstellung des Rechtsstaates und des gleichen Rechts für alle Bürger
im Irak gefordert hatte.
Kritik aus islamischer Welt Doch
auch seitens des Islam kamen am Montag scharfe Töne gegen die sunnitischen Extremistengruppen,
die auch gegen schiitische Muslime vorgegangen waren. Eine Istanbuler dreitägige Konferenz
von hundert muslimischen Geistlichen aus über 30 Ländern erklärte bereits am Samstag,
Terrorismus könne nicht als „Form eines Heiligen Krieges der Gläubigen akzeptiert“
werden. Die Muslime im Irak seien Brüder, ihre „islamische Identität“ den politischen,
gesellschaftlichen oder konfessionellen Identitäten übergeordnet und der Pluralismus
der islamischen Welt ein „Reichtum“.