2014-07-22 12:41:29

D: „Offener Antisemitismus“ – eine realistische Formulierung


RealAudioMP3 Der Krieg in Gaza erregt die Gemüter auch im deutschsprachigen Raum. Demonstrationen in deutschen Städten holen den Konflikt ganz nah heran - Pro-Israel-Proteste genauso wie Pro-Palästinenser Kundgebungen. Soweit - so demokratisch. Schlimm wird es allerdings, wenn sich unter die palästinenserfreundlichen Demonstranten offen antisemitische Kräfte mischen, so Karl Klein-Rusteberg. Er ist Geschäftsführer der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Essen, wo es am Wochenende zu Protesten kam. Im Interview mit dem Domradio geht er auf die Befürchtungen des Zentralrats der Juden in Deutschland ein, der von „offenem Antisemitismus“ spricht.

„Ich halte das nicht für eine drastische, sondern für eine leider sehr realistische Formulierung.“

Jüdische Organisationen finden in Deutschland derzeit keine ausreichende Unterstützung, so Klein-Rusteberg.

„Es ist eher so eine Art von gleichgültigem Wohlwollen, dass aber doch durch Falschinformationen und falsche Interpretationen über den Nahost-Konflikt in große Distanzen umschlägt und in Verbindung gebracht wird mit den Juden in Deutschland.“

Die Reaktionen aus der breiten Bevölkerung sei erschütternd, so Klein-Rusteberg. Gerade in Essen ,wo Klein-Rusteberg tätig ist, mussten jüdische Einrichtungen unter Polizeischutz gestellt werden. Ein solcher Schutz sei nötig, aber man müsse bedenken weshalb.

„Ich habe bei meiner Rede bei der Gegenkundgebung am Freitag erwähnt, dass die Überwachungen der jüdischen Einrichtungen insgesamt in der Bundesrepublik Deutschland bisher interpretiert wurden als Bewachung, um gegen eine Anfeindung von Alt- und Neonazis zu schützen. Das ist in der Geschichte dieses Schutzes schlicht falsch. Die Geschichte dieses Schutzes basiert auf Reaktionen auf das Olympiamassaker von 1972 in München, als Arafat und seine terroristischen Freunde einige Mitglieder der israelischen Olympiamannschaft ermordet haben. Seitdem ist der Schutz der jüdischen Einrichtungen in diesem Land so drastisch geworden.“

Der Zentralrat der Juden ruft deshalb Politik, Medien, Zivilgesellschaft und die muslimischen Verbände zu einem klaren Bekenntnis gegen Antisemitismus auf. „Wir erleben hierzulande gerade eine Explosion an bösem und gewaltbereiten Judenhass, die uns alle schockiert und bestürzt“, erklärte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, am Montag in Berlin. „Dass auf deutschen Straßen antisemitische Aufrufe der übelsten und primitivsten Art skandiert werden können, hätten wir niemals im Leben mehr für möglich gehalten“, heißt es in der Erklärung weiter.

(domradio 22.07.2017 mg)







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