2014-07-17 14:13:37

Irak: Extremisten markieren Häuser von Christen in Mossul


RealAudioMP3 Auch die letzten verbliebenen Christen in der Region um Mossul könnten ihre Häuser verlassen müssen. Das befürchtet der Nuntius im Irak, Erzbischof Giorgio Lingua. Die Christen in jener Region des Iraks werden gezwungen, zum Islam zu konvertieren oder eine Sondersteuer für Nicht-Muslime zu zahlen. Die Bischöfe der chaldäischen, der syrisch-katholischen sowie syrisch-orthodoxen Kirche in Mossul hätten die Gläubigen gebeten, die Region zu verlassen, so der Vatikanvertreter, den wir an diesem Donnerstag in Bagdad erreichten.

„Es gibt ja noch etliche Christen in Mossul. Viele waren geblieben, weil sie schlicht nicht wussten, wohin sie fliehen sollten. Es waren vor allem ältere Menschen, aber auch diese verlassen mittlerweile ihre Häuser. Und jene Christen, die doch noch in Mossul sind, haben von den Islamistenkämpfern ein Zeichen auf ihre Häuser bekommen, auf dem steht, dass nun diese Häuser dem ,Islamischen Staat´ gehören.“

Islamische Extremisten der Gruppe IS („Islamischer Staat“ – die frühere ISIS, Islamischer Staat im Irak und Syrien) markierten die Häuser von Christen aber auch Schiiten in Mossul mit besonderen Zeichen. Auch die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) bestätigte an diesem Donnerstag dieses Vorgehen. Viele christliche Immobilien seien mit dem arabischen Buchstaben „N“ markiert worden, sagte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido in Göttingen. „N“ stehe für „Nasara“ und heißt übersetzt „Christen“. An andere Häuser und Läden wurde ein „R“ für „Rafidha“ geschrieben. Das bedeutet die „Ablehnenden“, damit seien sunnitische Muslime gemeint. Viele Angehörige dieser Religionsgemeinschaften schweben jetzt in noch größerer Angst vor gezielten Angriffen der Islamisten.

Doch auch die Christen, die aus Mossul bereits geflüchtet sind, haben es nicht leicht. Die Menschen leben provisorisch in Zelten in der Ninive-Ebene. Nuntius Lingua:

„Die Situation ist besorgniserregend, weil die Temperaturen sehr hoch sind. Hier ist es schon über 40 Grad heiß. Es mangelt an Wasser und Strom. Die Flüchtlinge leben also unter sehr prekären Umständen. Die größte Sorge ist, Wasser für sie zu organisieren.“

Der Nuntius steht im ständigen Kontakt mit einer christlichen Gruppe in Mossul.

„Es gibt noch zwei Mönche in einem Kloster, das etwa 30 Kilometer von Mossul entfernt ist. Sie befinden sich jedoch auf ein Territorium, das von den Islamisten besetzt ist. Es geht ihnen derzeit gut, sie haben sogar die Bewilligung bekommen, sich frei bewegen zu dürfen. Wir wissen aber nicht, ob sich das jetzt ändern wird, nachdem die IS-Gruppe nun den Umgang mit Christen verschärft hat.“

(rv/apic/pm 17.07.2014 mg)








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