2014-07-11 12:57:29

Weltbevölkerungstag: Nachhaltigkeit für 7,2 Milliarden Menschen


Es ist Freitag, der 11. Juli 2014. Rund 7,2 Milliarden Menschen umfasst die Weltbevölkerung an diesem Tag. Wir werden jedes Jahr mehr: Die UNO rechnet im Zeitraum bis 2015 mit einem Bevölkerungswachstum von rund 78 Millionen Menschen pro Jahr. Eines Tages wird die Menschheit nach Ansicht vieler Fachleute vor einem unüberwindbaren Missverhältnis stehen: zu viele Menschen, zu knappe Ressourcen. Wachstum macht Angst – das Wachstum gewissermaßen auf der falschen Seite, das Wachstum der Bevölkerung. Mehr von Katharina Pfadenhauer.

Um stärker auf die Probleme der steigenden Zahl von Menschen auf unserem Planeten aufmerksam zu machen, rief das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen den 11. Juli zum Weltbevölkerungstag aus. Setzt sich der derzeitige Anstieg der Weltbevölkerung weiter in dieser Form durch, würden nach UNO-Schätzungen im Jahr 2050 gut neun Milliarden Menschen auf der Erde leben.

Was bedeutet das?

Viele Wirtschaftswissenschaftler hegen in diesem Zusammenhang vor allem Zweifel an einem weiter grassierenden Zwang zum Wirtschaftswachstum. Die Weltwirtschaft müsse nicht wachsen, sondern schrumpfen, sagt zum Beispiel Niko Paech. Er ist Professor für Produktion und Umwelt an der Universität Oldenburg. Das Problem einer ständig weiter wachsenden Wirtschaft bei einer gleichzeitig wachsenden Weltbevölkerung stellt er folgendermaßen dar: Die wachsende Nachfrage der Aufsteigernationen wie China und Indien führt zu einer Ressourcenverknappung, beispielsweise von Öl. Die daraufhin zu erwartende Verteuerung der Ressource bezeichnet er als „Peak Oil“. Dieses Phänomen lässt sich dann auf alles andere übertragen und weitet sich unweigerlich auf ein „Peak Everything“ aus.

Auch Papst Franziskus positionierte sich in der Vergangenheit immer wieder gegen die Auswüchse des Kapitalismus und prangerte an, das Wirtschaftssystem stünde nicht im Dienste der Menschheit, sondern umgekehrt. „Diese Wirtschaft tötet“, formulierte er in seinem apostolischen Lehrschreiben „Evangelii Gaudium“. Das weltweite Wirtschaftssystem sei nannte er „unerträglich“. „Solange die Probleme der Armen nicht von der Wurzel her gelöst werden, indem man auf die absolute Autonomie der Märkte und der Finanzspekulation verzichtet und die strukturellen Ursachen der Ungleichverteilung der Einkünfte in Angriff nimmt, werden sich die Probleme der Welt nicht lösen“, äußerte sich der Papst im November vergangenen Jahres in seinem sozialkritischen Schreiben.

In einem kürzlich erschienenen Interview mit der spanischen Zeitung „La Vanguardia“ betonte er zudem die Absurdität einer Welt, die das Geld in den Mittelpunkt gerückt hat: „Wenn man Fotos von unterernährten Kindern aus verschiedenen Teilen der Welt sieht, kratzt man sich am Kopf. Das versteht man nicht.“

Eine Lösung für dieses Problem schlägt Niko Paech vor, wenn er von seiner „Postwachstumsökonomie“ redet. Damit ist eine Wirtschaft gemeint, die ohne Wachstum des Bruttoinlandprodukts auskommt und dennoch stabile Versorgungsstrukturen hat. Demnach müssten die Menschen irgendwann dazu übergehen, weniger zu arbeiten und stattdessen mehr Zeit damit verbringen, Tauschbörsen zu organisieren, Lebensmittel anzubauen und Dinge zu reparieren, damit diese länger halten. Kerngedanke ist also ein anderer Umgang mit Waren, das, was mit dem Stichwort „Nachhaltigkeit“ gemeint ist.

Anfang dieses Jahres war Paech beim Neujahrsempfang des Bistums Bamberg geladen; Erzbischof Ludwig Schick fördert als Weltkirche-Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz wirtschaftspolitische Ansätze, die auf Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit zielen. Schick warnte ebenfalls vor der Idee einer endlos wachsenden Wirtschaft und rief stattdessen zur „Globalisierung des Glücks“ auf. Glück ist – dem Bamberger Erzbischof zufolge - in der von Wohlstand geprägten westlichen Welt Mangelware geworden.

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, sagte anlässlich des heutigen Weltbevölkerungstags: „Eine Welt mit sieben Milliarden Menschen ist sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance mit Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit, Verstädterung, den Zugang zu einer Gesundheitsversorgung und der Jugendförderung.“








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