2014-07-11 13:30:02

Vatikan: Tagung zu Weltgemeinwohl und Wirtschaft, die tötet


RealAudioMP3 Wirtschaft, die Menschen ausschließt, tötet – mit diesem Zitat hatte Papst Franziskus im vergangenen November viel Aufsehen erregt und auch Widerspruch geerntet. Was genau diese Einsicht und andere Einsichten des Papstes für Ökonomie und Politik bedeuten, damit beschäftigt sich im Vatikan ab diesem Freitag ein Kongress. Die Tagung steht unter dem Titel „The Global Common Good: Towards a more Inclusive Economy”, Das Weltgemeinwohl – auf dem Weg zu einer inklusiven Wirtschaft”. Das Schreiben „Evangelii Gaudium“ von Papst Franziskus öffne anregende Perspektiven, diese müssten aber vertieft und in die ökonomische und politische Welt übersetzt werden. So beschreibt Erzbischof Mario Toso, Sekretär des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, die Absicht dieses Kongresses.

„Weil es stark verzerrende Interpretationen gibt bis dahin, dass man dem Papst Marxismus vorwirft, ist es nötig, eine Wirtschaft zu entwickeln, die Menschen einschließt, nicht ausgrenzt. Das bedeutet nicht die Ablehnung der Marktwirtschaft, sondern ihre Wertschätzung. Wir müssen erklären, dass die „Wirtschaft, die tötet“ nicht die gesamte Wirtschaft ist, sondern die, welche das Geld vergöttert und die Arbeit für eine von den Finanzmärkten abhängige Größe hält.“

An dem Kongress nehmen Vertreter internationaler Organisationen genauso teil wie Wissenschaftler und Mitarbeiter großer Konzerne. Das zeige ein generelles Interesse an diesen Fragen, die der Papst in ‚Evangelii Gaudium‘ und anderswo geäußert habe, ein Interesse das nicht auf die Kirche beschränkt sei. Die Stimme des Papstes werde gehört, so Toso.

„Es ist eine Stimme, die die Stimme der Menschen aufnimmt und die Nöte der ganzen Menschheitsfamilie. Sei es in Wirtschaftsfragen, sei es in der Frage des Friedens, der nachhaltigen Entwicklung: All diese Fragen sind voneinander abhängig. Deswegen braucht es eine umfassende Vision für alle Probleme und alle Faktoren. Gleichzeitig müssen die Handelnden in diesem wirtschaftlichen, sozialen und politischen Feld ausgebildet werden, das umzusetzen und die große Verantwortung für das Gemeinwohl und für die soziale Gerechtigkeit umzusetzen.“

Zuerst müsse man sich deswegen über die Faktoren der Globalisierung unterhalten, so Erzbischof Toso. Diese habe arme und reiche Länder näher zueinander gebracht, gleichzeitig seien aber auch die Ungleichheiten zwischen einzelnen Bevölkerungsteilen stark angestiegen. Beide Phänomene seien Kinder derselben Revolution.

„Wir leben einen langfristigen Übergang, verheißungsvoll aber auch komplex, in dem wir von der alten, von Nationaldenken bestimmten, zu einer neuen Welt übergehen, in der immer mehr als gesamte Menschheitsfamilie gedacht wird. Fragen der Wirtschaft sind hier nur eine der Dimensionen der Probleme heute. Die Erzeugung wirtschaftlicher Werte muss mit nachhaltiger Umweltverträglichkeit verkoppelt sein, zur Wirtschaft tritt die Umwelt. Dann gibt es die Finanzkrise und den Zusammenhang mit dem Wohlstand. Hier geht es um Zufriedenheit im Leben, weltweit.“

All das wird ab diesem Freitag im Vatikan vor siebzig Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der ganzen Welt debattiert. Veranstalter sind der Päpstliche Rat für Gerechtigkeit und Frieden und das Vatikanische Staatssekretariat.

(rv 11.07.2014 ord)








All the contents on this site are copyrighted ©.