Er hat „keinen Zauberstab“, dafür aber „Hartnäckigkeit“: Das sagte der Präfekt des
vatikanischen Wirtschaftssekretariats, Kardinal George Pell, dem „Corriere della Sera“.
Sein Ziel sei das, was viele Kardinäle letztes Jahr vor dem Konklave gefordert hätten:
„Schluss mit den ganzen Skandalen. Schluss mit Calvi und Sindona, Schluss mit den
Überraschungen, die wir aus den Zeitungen erfahren.“ Mit den Namen Calvi und Sindona
sprach der bisherige Erzbischof von Sydney Skandale rund um das vatikanische Finanzinstitut
IOR aus den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts an. Pell verneinte
die Frage, ob er an einer „Ent-Italianisierung“ der Finanzorganismen des Heiligen
Stuhls arbeite. Zwar gelte, dass diese Strukturen „der Weltkirche dienen und nicht
dem Bistum Rom“. Doch werde schon bald auch ein italienisches Mitglied des IOR-Aufsichtsrates
ernannt werden. Im Übrigen, so der Kardinal weiter, gebe es „an der Kurie viele, sehr
gute Italiener“.
Pell will überdies die Rolle von Laien in seiner Verwaltung
stärken. „Die Kirche ist ein Volk, es gibt nicht nur Priester", sagte er zur Begründung.
Nicht-Klerikern größere Verantwortung zu übertragen, gehöre mit mehr Transparenz und
Professionalität zu seinen obersten Zielen, sagte der Kardinal. Eine stärkere Einbindung
von Laien werde auch von den meisten anderen Kurienkardinälen gewünscht. Papst Franziskus
hatten den Australier Pell im Februar an die Spitze eines neu geschaffenen Wirtschaftssekretariats
berufen, das auf dem Weg zu einer Art vatikanisches Finanz- und Wirtschaftsministerium
ist.
Am Donnerstag hatte der neue Direktor der Vatikanbank IOR, Jean-Baptiste
de Franssu, mehr Führungsposten in der Vatikanverwaltung für Laien empfohlen. Den
dort tätigen Priestern und Bischöfen habe es oft an Expertenwissen gefehlt. Dies habe
der Entwicklung der vatikanischen Finanzen geschadet.