„Gewalt bringt nur
weitere Gewalt hervor“, so der warnende Aufruf der katholischen Kirche in Israel,
Palästina und Jordanien. In einem Statement der Friedenskommission des Heiligen Landes
appellierten sie gleichermaßen an Israelis und Palästinensern, nicht weiterhin „Öl
in das lodernde Feuer zu gießen“. Währenddessen passiert genau das im Nahen Osten.
Die Kämpfe gehen weiter, die Sirenen ertönen und Raketen werden abgeschossen von beiden
Seiten – Menschen werden getroffen. Die Zahlen der Raketenangriffe nimmt zu. Mindestens
60 Menschen sind bereits in Palästina gestorben, aus Israel wurden bisher keine Toten
vermeldet, berichten Nachrichtenagenturen. Eine nicht unwichtige Rolle in dieser Krise
spielen Medien und vor allem Soziale Medien. Es kommt auf beiden Seiten zusätzlich
zu einem medialen Krieg, meint Iris Lanchiano, sie schreibt für ein jüdisch-österreichisches
Magazin aus Tel Aviv, zu Radio Vatikan.
„Man muss die Post auf Facebook
kritisch betrachten. Es werden oft voreilig Sachen geteilt, die eher an Propaganda
erinnern als an Informationen. Generell sollte man wachsam sein und Postings hinterfragen.
Man sollte immer kritisch bleiben. In den sozialen Netzwerken kann jeder alles online
stellen. Und das ist leider auch ein Problem."
Der Nachrichtensender BBC
beispielsweise hat darauf aufmerksam gemacht, dass auf Twitter Fotos geteilt wurden,
die aus Israel stammen sollen, aber in Wirklichkeit in Syrien oder Irak geschossen
wurden. Hashtags wie #freepalestine, #prayforpalestine, #freegaza, #israelunderattack,
#operationprotectivedge sind derzeit weltweit im Trend. Fotos und Videos von
verletzten Menschen, bombardierten Häusern, blutüberströmten Kindern werden tausendfach
geteilt. Unter den Postings findet man auch Hasstiraden von palästinensischer Seite,
sowie auch von israelischer Seite. Gegenseitige Beschuldigungen, Darstellungen von
Palästinensern als Terroristen, sowie von Israelis als brutalen Mördern. Diese Postings
haben eine große propagandistische Macht und Kraft. Der sogenannte IDF-Twitterkanal,
das offizielle Sprachrohr der Verteidigungsstreitkräfte von Israel, twittert beispielsweise
aktuelle Zahlen der Raketen die auf Israel fallen. Palästinensische Kanäle twittern
über Zahlen der Toten. Im Konflikt zwischen Israel und Palästina bekommen die Plattformen
wie Facebook und vor allem Twitter eine weitere Funktion. Die modernen Informationskanäle
werden zu einem Machtinstrument, einem Propagandamittel auf beiden Seiten. Aber soziale
Medien können auch helfen: aufklären, informieren und warnen.
„Man versucht
natürlich die Öffentlichkeit zu informieren - vor allem mit Hashtags #Operationprotective
edge,# iraelunderfire, #gazaunderattack, #gazaunderfire - auch das israelisch Heer
und Politiker informieren die Menschen, was gerade passiert und wo Bomben einschlagen."
Hetzerische
Fotos und Sprüche sind jedoch nicht die Ausnahme, sondern leider die Regel. Menschen
auf beiden Seiten sind in ihrer derzeitigen Lage dafür mehr als empfänglich, meint
Lanchiano.
„In der Situation, in welcher man von Raketen beschossen wird,
ist der erste Gedanke Sicherheit. Man möchte in Sicherheit sein, man fühlt sich beschützt
durch das Raketen Abwehr System Iron Dome, aber natürlich kommen die Diskussionen
auf, wie das nun weitergehen soll. Israel bombardiert Gaza, Gaza schießt Raketen auf
Israel, wie geht das weiter? Wann wird endlich wieder Frieden herrschen im Nahen Osten?"
Der
Frieden ist nicht in Sicht. Israel geht weiter mit Härte gegen die Hamas vor und antwortet
mit Angriffe aus der Luft gegen den Raketenbeschuss auf Israel. UNO-Generalsekretär
Ban Ki Moon mahnte die Konfliktparteien zur Zurückhaltung und warnte vor einem „ausufernden
Krieg“. Der UNO-Sicherheitsrat tagt an diesem Donnerstag zu dem ausufernden Konflikt
im Nahen Osten.
„Es gibt eine starke Rechte, so wie auch eine starke Linke.
Leider sind die Menschen empfänglich in Kriegssituationen für die Rechte Seite. Wenn
man in einer Stadt lebt, die bombardiert wird, dann denken viele nicht darüber nach,
was passiert eigentlich auf der anderen Seite. Aber in solchen Situationen wird immer
stärker klar, dass wir einen Frieden brauchen, denn so kann man nicht weitermachen."