Ein 42jähriger griechisch-katholischer Priester ist in der ostukrainischen Stadt Donezk
entführt worden. Das berichtet die ukrainische Nachrichtenagentur risu. Tichon Kulbaka
werde seit Freitag vermisst. In der Millionenstadt Donezk wird seit Tagen gekämpft,
nachdem sich die Separatisten aus den umliegenden Gebieten in die Stadt geflüchtet
sind. Griechisch-katholische Priester und Gläubige der mit Rom unierten Ostkirche
gelten bei den Separatisten als „Verräter“, da ihre Kirche die Maidan-Proteste im
Frühling unterstützt hatte. Kulbaka selber organisierte bisher täglich ökumenische
Friedensgebete auf dem Verfassungsplatz von Donezk. Er hatte die Separatisten mehrfach
kritisiert. Die griechisch-katholische Kirche betonte in einer Medienmitteilung, der
Priester leide an Diabetes und müsse täglich Medikamente einnehmen.
Der Beauftragte
der ukrainischen Regierung für religiöse Angelegenheiten, Wolodimir Juschkewitsch,
bat den orthodoxen Metropoliten von Donezk, Hilarion, um Hilfe. Es ist nicht das erste
Mal, dass Priester in Donezk „verschwinden“: Ende Mai war ein römisch-katholischer
Priester fast 24 Stunden im Keller des von den Separatisten besetzten Gebäudes des
Inlandsgeheimdienstes festgehalten worden. Wie er wieder frei kam, blieb unklar. Er
selbst wollte dazu keine Angaben machen. In der Region Donezk bekennen sich jeweils
weniger als ein Prozent der Bürger zur griechisch-katholischen und zur römisch-katholischen
Kirche. Der Großteil sind orthodoxe Christen des Moskauer Patriarchats.