Reform des IOR: „Wenn man eine Reform beginnt, dann kostet die auch“
Er habe gelernt,
wie wichtig Transparenz ist. Das sagt der Präsident des vatikanischen Finanzinstitutes
IOR, Ernst von Freyberg, im Interview mit Radio Vatikan. Das IOR stellte an diesem
Dienstag zum zweiten Mal einen Jahresbericht vor und schließt damit die erste Phase
seiner Reform ab. Diese Phase sei an den Start gegangen, um dem Papst Optionen zu
geben, die Entscheidungen zur Zukunft des IOR zu treffen, das geschehe nun.
„In
dieser Phase Eins haben wir vier Sachen gemacht. Wir haben alle Konten gecheckt, wir
haben die Hauptthemen aus der Vergangenheit untersucht und die Behörden unterrichtet,
wo es notwendig war. Wir haben Transparenz so geschaffen, wie es auch eine andere
Finanzinstitution in der Welt haben würde, und wir haben unsere internen Abläufe und
Prozesse deutlich verbessert.“
Das Wichtigste sei, dass das IOR nun wisse,
wer genau Kunde sei. Man habe sich jedes der 16.000 Konto einzeln angeschaut und dafür
auch Fachwissen von außen dazu geholt. Nur sehr wenige Konten seien nicht korrekt
gewesen, erklärt Freyberg. Eine Reihe der Konten habe man geschlossen, so steht es
auch im Bericht, aber dafür gäbe es gute Erklärungen.
„Hier gibt es ein
häufiges Missverständnis: Wir haben seit meinem Amtsantritt ungefähr 3.000 Konten
geschlossen. 2.600 davon sind ‚schlafende Konten‘ gewesen. Das zweite sind Konten
von Laien, etwa 400, die wir im vergangenen Jahr geschlossen haben. Das waren alles
Leute, die hier ihre Konten haben durften und die ihr Geld auch ganz regulär nach
Italien transferiert, da ist nichts Schwarzes dabei. Wir haben aber die Entscheidung
getroffen, uns nur auf katholische Einrichtungen wir Orden, Bistümer und Pfarrgemeinden
und Mitarbeiter und Pensionäre des Vatikan zu konzentrieren.“
Der Bericht
weist neben den Kosten und den Ausgaben auch Verluste aus. So ist der Nettogewinn
von 2012 auf 2013 drastisch gesunken: von 86,6 Millionen Euro auf 2,9 Millionen Euro.
Neben Schwankungen im Goldpreis sind dies besondere Kosten, die in den Bemühungen
des IOR im vergangenen Jahr anfielen.
„Wenn man eine Reform anfängt, dann
kommt die auch mit Kosten. Das heißt, dass wir im vergangenen Jahr ein sehr ordentliches
operatives Ergebnis hatten, so wie wir das auch in den Vorjahren hatten, von ungefähr
70 Millionen Euro. Wir hatten aber auch erhebliche Kosten. Das sind Kosten für die
vielen Mitarbeiter, die wir eingestellt haben, und die Spezialisten, um den Reformprozess
und die Prüfung der Konten durchzuführen. Das waren auch Kosten für die Bereinigung
von Engagements der Vergangenheit, die nicht werthaltig waren.“
Das sind
über acht Millionen für zusätzliche Mitarbeiter – mehr als 30 allein zur Überprüfung
der Konten. Der Bericht weist auch weitere einzelne Summen aus. Trotzdem habe das
IOR aus Eigenkapital und Reserven im vergangenen Jahr 54 Millionen Euro für den Haushalt
des Heiligen Stuhles zur Verfügung stellen können.
Die vom IOR veröffentlichen
Stellungnahme spricht auch von einer neuen Struktur und einer neuen Leitung, etwas,
was der Vatikan in den kommenden Tagen in Angriff nehmen wird. Dabei handele es sich
um genau das, was seit Beginn geplant gewesen sei: Informationen beschaffen, um dann
die Entscheidungen zur Zukunft treffen zu können. Er selber habe bei dem Reformprozess
im vergangenen Jahr noch einmal gelernt, wie wichtig Transparenz sei, resümiert Ernst
von Freyberg seine persönlichen Eindrücke.
„Vieles von dem, was dem IOR
als schlechter Ruf anhaftet, haftet ihm zu Unrecht an und hätte dadurch vermieden
werden können, wenn man von vornherein die Fakten deutlich erläutert hätte. Das Wichtige
ist die Transparenz. Das Zweite ist, dass hier über das vergangene Jahr eine großartige
Gruppe zusammengearbeitet hat, von IOR-Mitarbeitern und den Externen, die dazu gekommen
sind. Es ist beeindruckend zu sehen, wenn die Kirche ruft, wie viele Menschen guten
Willens bereit sind, mitzumachen.“
Den Bericht des IOR zum Jahr 2014 finden
Sie auf der Webseite des Instituts, www.ior.va