2014-07-07 12:53:27

Nahost: Fast alle Muslime lehnen ISIS ab


RealAudioMP3 Der Anführer der islamistischen Terror-Gruppe ISIS, Abou Bakr Al-Baghdadi, hat alle Muslime der Welt aufgerufen, ihn als geistliches Oberhaupt des Islam anzuerkennen und ihm zu gehorchen. Die Gruppe ISIS hatte vergangene Woche bereits ein sogenanntes Kalifat ausgerufen, also die Einführung eines islamischen Gottesstaates, der sich über den gesamten arabischen Raum erstreckt. Für islamische Gelehrte aus dem Nahen Osten sind die Ankündigungen Al-Baghdadis ein Affront und nicht hinnehmbar. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der libanesische Richter am sunnitischen Gerichtshof und ehemaliger Generalsekretär der obersten sunnitischen Gelehrteninstanz in Beirut, Mohamad Nokari. Er kritisiert vor allem, wie die ISIS-Terroristen gegen Christen in Syrien und im Irak vorgehen.

„Die Gewalt gegen Christen und die Zerstörung von christlichen Kirchen ist nicht hinnehmbar. Was ISIS in Syrien und im Irak gegen Christen macht, kann kein Muslim gutheißen. Der wahre Islam respektiert die anderen Religionen und vor allem gibt es ja eine besondere Bindung zwischen dem Islam und dem Christentum, die bereits unser Prophet festgeschrieben hat. Er sagte ja: verdammt sei, wer Christen etwas Böses tut.“

Mit der Ausrufung des Kalifats sorgte die ISIS-Gruppe für Schlagzeilen und für Aufsehen im arabischen Raum. Vom islamischen Recht ist ein solcher Schritt nicht gedeckt, erklärt der Islamgelehrte.

„Was die ISIS zum Kalifat sagt, ist aus islamischer Sicht nicht möglich, denn ein Kalifat kann nicht einfach ausgerufen werden, sondern es kann nur durch eine Wahl gegründet werden, und dies war sicherlich nicht der Fall. Im Übrigen sind die Leute von der ISIS gar nicht befugt, im Namen des Islam zu sprechen. Sie sind ja in Syrien oder im Irak einzig deshalb, um Krieg zu führen. Sie repräsentieren auf jeden Fall nicht den sunnitischen Islam.“

Richter Nokari kritisiert auch die Tatsache, dass die ISIS-Gruppe ein „geschlossener Club“ sei. Dies entspreche ebenfalls nicht der islamischen Tradition. Nokari bemängelt auch, dass es sich bei den ISIS-Leuten nicht um „intellektuelle Muslime“ handelt.

„Sie haben keinen Kontakt mit religiösen Führern, weder in Europa noch im arabischen Raum. Wir wissen nicht, was sie eigentlich vorhaben. Sie müssten doch wissen, dass sie weder in Europa noch bei uns im arabischen Raum einen Rückhalt finden. Ein Kalifat, das sich auf Terror und Gewalt stützt, kann auch kein Muslim gutheißen. Vielleicht suchen sie einfach ein Mittel, um bekannt zu werden.“

(rv 07.07.2014 mg)








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