2014-07-08 13:28:49

Indonesien: Ex-General gegen Ex-Möbelpacker


RealAudioMP3 Eine muslimische Demokratie mitten im indischen Ozean steht vor einer wichtigen Wahl. Indonesien, der riesige Inselstaat, entscheidet zwischen zwei sehr unterschiedlichen Kandidaten. Der amtierende Präsident Susilo Bambang Yudhoyono darf nach mehr als zehn Amtsjahren nicht mehr antreten. Das Volk in Indonesien interessiert sich sehr für diese Wahl, hat uns Theophilus Bela erläutert, Präsident des Jakarta Christlichen Forums und Generalsekretär des Indonesischen Komitee für Religionen und Frieden.

„Das ist nicht wie bei der Parlamentswahl im April. Zur Präsidentenwahl wollen 95 Prozent der Bürger gehen. Es ist ein Kopf an Kopf Rennen, und alle wollen zur Wahl gehen!"

Seit dem Sturz der Suharto-Diktatur im Jahr 1998 gab es keine so eine wichtige Wahl im größten muslimischen Land der Welt. Wahlberechtigt sind rund 190 Millionen Bürgerinnen und Bürger. Sie können sich entscheiden zwischen dem volksnahen Gouverneur der Hauptstadt Jakarta, Loko Widodo, und Prabowo Subianto, einem dem Ex-General mit zweifelhafter Vergangenheit, wie seine Gegner sagen. Der 62jährige Prabowo absolviert eher kriegerisch wirkende Wahlkampfauftritte. Anders Loko Widodo, den viele Medien mit „Obama“ vergleichen.

„Er kommt von seiner einfachen Familie, aus dem Bereich des Möbelhandels. Er ist ein einfacher Mann und geht auf das Volk zu. Er war sehr erfolgreich als Bürgermeister in seiner Heimatstadt Solo und hatte sogar einen Katholiken als Vizebürgermeister".

Das ist schon etwas Besonderes in einer Republik, die hauptsächlich muslimisch geprägt ist, meint Bela. Nun ist er der Bürgermeister der Hauptstadt in Jakarta und stellt sich seinem Gegner. Prabowo, übrigens Schwiegersohns von Ex-Diktator Suharto, inszeniert sich selbst als Uniform tragender Anführer und starker Mann. Menschenrechtler machen ihn für ein Massaker im besetzten Osttimor in den 1980er Jahren und für die Verschleppung und Folter von Anti-Suharto-Aktivisten 1998 verantwortlich. Die Frage nach Prabowo Vergangenheit beschäftigt auch heute die Menschen in Indonesien, meint Bela.

Der Wahlkampf gleicht einer Schlammschlacht. So diffamierten Parteigänger des Ex-Generals den Muslim Widodo in sozialen Netzwerken erst kürzlich als „Kommunist", als „Christ" und als „ethnischen Chinesen". Christen und Chinesen sind eine Minderheit in Indonesien. Bela spricht von einer Hetzkampagne:

"Unsere Bevölkerung besteht überwiegend aus Muslimen. Auch Obama wurde damals als Muslim bezeichnet. Mit derselben Taktik wird nun auch hier gearbeitet, aber das funktioniert nicht, denn die Wahlprognosen sprechen für Loko Widodo."

In Teilen der Gesellschaft von Indonesien sind diese Diskriminierungen noch tief verankert, denn zu Zeiten der Diktatur wurden Kommunisten und ethnische Chinesen verfolgt. Die „Financial Times“ schreibt von schwierigen Herausforderungen an den neuen Präsidenten. Auf dem Korruptionsindex von „Transparency International“ steht das Land auf Platz 114 von insgesamt 177. Hinzu komme auch noch das fehlende Rechtssystem, sowie ein mangelhaftes Bildungs- und Gesundheitssystem. Es wird nicht einfach für den neuen Mann, wer auch immer es sein wird, meint Bela. Der Kirche und auch den anderen Religionsführern des Inselstaates sei vor allem eine friedliche Wahl ein Anliegen.

„Die Religionsführer bei uns appellieren für eine friedvolle Wahl. Und wenn die Religionsführer bei uns in Indonesien sprechen, dann hören die Menschen zu."

(rv 08.07.2014 no)








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