Eine muslimische
Demokratie mitten im indischen Ozean steht vor einer wichtigen Wahl. Indonesien, der
riesige Inselstaat, entscheidet zwischen zwei sehr unterschiedlichen Kandidaten. Der
amtierende Präsident Susilo Bambang Yudhoyono darf nach mehr als zehn Amtsjahren nicht
mehr antreten. Das Volk in Indonesien interessiert sich sehr für diese Wahl, hat uns
Theophilus Bela erläutert, Präsident des Jakarta Christlichen Forums und Generalsekretär
des Indonesischen Komitee für Religionen und Frieden.
„Das ist nicht wie
bei der Parlamentswahl im April. Zur Präsidentenwahl wollen 95 Prozent der Bürger
gehen. Es ist ein Kopf an Kopf Rennen, und alle wollen zur Wahl gehen!"
Seit
dem Sturz der Suharto-Diktatur im Jahr 1998 gab es keine so eine wichtige Wahl im
größten muslimischen Land der Welt. Wahlberechtigt sind rund 190 Millionen Bürgerinnen
und Bürger. Sie können sich entscheiden zwischen dem volksnahen Gouverneur der Hauptstadt
Jakarta, Loko Widodo, und Prabowo Subianto, einem dem Ex-General mit zweifelhafter
Vergangenheit, wie seine Gegner sagen. Der 62jährige Prabowo absolviert eher kriegerisch
wirkende Wahlkampfauftritte. Anders Loko Widodo, den viele Medien mit „Obama“ vergleichen.
„Er kommt von seiner einfachen Familie, aus dem Bereich des Möbelhandels.
Er ist ein einfacher Mann und geht auf das Volk zu. Er war sehr erfolgreich als Bürgermeister
in seiner Heimatstadt Solo und hatte sogar einen Katholiken als Vizebürgermeister".
Das ist schon etwas Besonderes in einer Republik, die hauptsächlich muslimisch
geprägt ist, meint Bela. Nun ist er der Bürgermeister der Hauptstadt in Jakarta und
stellt sich seinem Gegner. Prabowo, übrigens Schwiegersohns von Ex-Diktator Suharto,
inszeniert sich selbst als Uniform tragender Anführer und starker Mann. Menschenrechtler
machen ihn für ein Massaker im besetzten Osttimor in den 1980er Jahren und für die
Verschleppung und Folter von Anti-Suharto-Aktivisten 1998 verantwortlich. Die Frage
nach Prabowo Vergangenheit beschäftigt auch heute die Menschen in Indonesien, meint
Bela.
Der Wahlkampf gleicht einer Schlammschlacht. So diffamierten Parteigänger
des Ex-Generals den Muslim Widodo in sozialen Netzwerken erst kürzlich als „Kommunist",
als „Christ" und als „ethnischen Chinesen". Christen und Chinesen sind eine Minderheit
in Indonesien. Bela spricht von einer Hetzkampagne:
"Unsere Bevölkerung
besteht überwiegend aus Muslimen. Auch Obama wurde damals als Muslim bezeichnet. Mit
derselben Taktik wird nun auch hier gearbeitet, aber das funktioniert nicht, denn
die Wahlprognosen sprechen für Loko Widodo."
In Teilen der Gesellschaft
von Indonesien sind diese Diskriminierungen noch tief verankert, denn zu Zeiten der
Diktatur wurden Kommunisten und ethnische Chinesen verfolgt. Die „Financial Times“
schreibt von schwierigen Herausforderungen an den neuen Präsidenten. Auf dem Korruptionsindex
von „Transparency International“ steht das Land auf Platz 114 von insgesamt 177. Hinzu
komme auch noch das fehlende Rechtssystem, sowie ein mangelhaftes Bildungs- und Gesundheitssystem.
Es wird nicht einfach für den neuen Mann, wer auch immer es sein wird, meint Bela.
Der Kirche und auch den anderen Religionsführern des Inselstaates sei vor allem eine
friedliche Wahl ein Anliegen.
„Die Religionsführer bei uns appellieren für
eine friedvolle Wahl. Und wenn die Religionsführer bei uns in Indonesien sprechen,
dann hören die Menschen zu."