Die Lage in der Ostukraine
ist weiterhin sehr angespannt. Die Kämpfe – vor allem von Seiten der Separatisten
– waren auch während der Feuerpause nie wirklich unterbrochen worden. Die Kirchenvertreter
rufen weiter eindringlich zu einem Ende der Gewalt und zu Versöhnung auf. Das Oberhaupt
der nichtkanonischen orthodoxen Kirche des Kiewer Patriarchats, Filaret, beschuldigt
derweil Orthodoxe des Moskauer Patriarchats, in der Krisenregion Donbass „vor allem
die Interessen Russlands“ zu verteidigen anstatt an das Wohl der dortigen Bürger zu
denken. Filaret äußerte sich bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Kiew:
„Keine
Kirche kann die derzeitige Situation im Donbass (Region in der Ostukraine, Anm. d.
Red.) akzeptieren. Wir müssen stattdessen den Menschen in der Ostukraine helfen. Das
tun wir beispielsweise seit Wochen. Unsere Sozialhilfe-Abteilung etwa arbeitet mit
der katholischen Caritas zusammen. Caritas Ukraine erhält ihrerseits Hilfe von Europa.
So können wir gemeinsam, ohne auf die Konfessionsangehörigkeit zu schauen, allen Hilfsbedürftigen
helfen.“
Die Aufständischen hoffen auf militärische Hilfe vom russischen
Präsidenten Wladimir Putin sowie einen Einmarsch russischer Truppen. Derweil fanden
am Donnerstag in Deutschland Friedensgespräche zwischen der Ukraine, Russland und
der EU statt. Eine wichtige Rolle könnten die Christen in Westeuropa in diesem Zusammenhang
spielen, so Patriarch Filaret.
„Ich rufe die Gläubigen im Westen dazu auf,
Druck auf die eigenen Kirchenführer auszuüben, damit sie sich für einen Stopp der
Gewalt im Donbass einsetzen. Ich drücke auch meine Solidarität mit jenen Orthodoxen
aus, die unter Druck stehen. Das spüren vor allem jene, die in der Region Luhansk
sind. Unsere Priester beispielsweise können dort nicht predigen, aber auch andere
orthodoxe Priester können das nicht, weil die Separatisten sie daran hindern.“
Patriarch
Filaret erzählt von einem Bischof aus Luhansk, der bedroht wurde.
„Separatisten
forderten ihn auf, seine Priester nicht predigen zu lassen – ansonsten würden sie
ihn umbringen. Der Bischof aber antwortete ihnen, sie sollten ihn sofort töten, weil
er sich nicht einschüchtern lasse. Sie haben ihn aus Luhansk hinausgebracht und an
einer Straße gelassen. Dann sagten sie ihm, er könne gehen wohin er wolle. Sie hofften,
dass er auf der Straße umgefahren werde, aber er überlebte diesen Vorfall. Dennoch:
die meisten unserer Pfarreien sind dort geschlossen. Sie erlauben uns nicht, die Liturgie
zu feiern.“
(pm 04.07.2014 mg)
Unser Foto zeigt Patriarch
Filaret im März 2014 zusammen mit US-Aussenminister John Kerry in Kiew.