Seehofer traf Franziskus und Benedikt XVI.: „Sie geben der Kirche neuen Schwung“
Gleich zwei Päpste
an einem Tag: der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer hat an diesem Montagmorgen
Papst Franziskus und im Anschluss den emeritierten Papst Benedikt XVI. im Vatikan
getroffen. Es ist das sechste Mal, dass Seehofer den Vatikan besucht. Mit Franziskus
sprach er über die aktuelle internationale Lage. Mit Benedikt stand die Heimat Bayern
im Mittelpunkt – im Rahmen eines privaten Gesprächs. Die Frage, ob der emeritierte
Papst jemals wieder in den Freistaat zurückkehren werde, habe Benedikt ihm gegenüber
deutlich verneint, sagte Seehofer im Anschluss gegenüber Radio Vatikan. Beim Treffen
mit Franziskus sei es hingegen um sozialpolitische Fragen gegangen, so Seehofer:
„Das
lag mir persönlich sehr am Herzen. Aber ich denke vor allem auch ihm, weil das ja
bisher seine Arbeit prägte. Es ging also um den Einsatz für die Schwachen, die Ablehnung
von (ungezügeltem, Anm.) Kapitalismus in jeder Form und die ethische Verantwortung
der Wirtschaft für das Schicksal der Menschen. Ich habe deutlich gemacht, dass ich
mir eine Kirche wünsche, die selbstbewusst und stark ist und die die Grundwerte unserer
Gesellschaft – die ja zeitlos und weltweit gelten – immer wieder anmahnt und einfordert.“
Zwar
habe sich Papst Franziskus nicht spezifisch auf bayerische oder insgesamt politische
Standpunkte in Deutschland bezogen oder diese kritisiert, so Seehofer. Er sei aber
auf das Thema Flüchtlingspolitik eingegangen – ein Thema, das in ganz Europa heiß
diskutiert werde, so Seehofer:
„Franziskus hat seine Standpunkte diesbezüglich
sehr klar geäußert. Auch hier geht es ihm um das Schicksal der Menschen. Natürlich
wird man ihm beim Fall Syrien sofort zustimmen – wir haben ja auch immer einer Erhöhung
der Flüchtlingskontingente aus Syrien zugestimmt. Wenn es dann um ein Land wie Serbien
geht, schaut es schon wieder anders aus. Wenn ein solches Land der Europäischen Union
beitreten will und pausenlos versichert, es gibt keine Verfolgung etc. und es dann
doch Verfolgungen gibt, mit der Gefahr für Gesundheit und Leben, dann ist das ein
klassischer Fall von Gesinnung und Verantwortung.“
Bayern und Deutschland
hätten also auch solchen Menschen gegenüber eine Verantwortung, so Seehofer.
Papst
Franziskus und der emeritierte Papst Benedikt XVI. gäben der Kirche neuen Schwung,
urteilt Seehofer. Die habe er selbst beim diesjährigen Katholikentag in Regensburg
miterlebt, und er habe dies Papst Franziskus auch mitgeteilt. Benedikt XVI. habe er
„Neues aus der Heimat“ überbracht. Seehofer:
„Ich wollte ihm eigentlich
das Schöne erzählen und zwar, dass wir bei den Wahlen im vergangenen September sehr
gut gewonnen haben. Aber er hat wie aus der Pistole geschossen sofort geantwortet,
dass wir (von der CSU, Anm.) ja bei der Europawahl verloren haben. Das hat wieder
gezeigt: Wie in den Gesprächen, die wir früher schon hatten, ist er voll da. Benedikt
ist umfassend informiert über seine Heimat. Er hat eine ganz sympathische und humorvolle
Art und Weise, ein Gespräch zu führen. Das empfand ich als sehr entspannt. Der emeritierte
Papst schaut dankbar auf sein Lebenswerk, das ist zumindest meine Schlussfolgerung.
Das gilt auch für seine Überzeugung von der Richtigkeit seiner Entscheidung, vom Papstamt
zurückzutreten.“