Tschechien: Eklat um NS-Vorwürfe gegen katholische Kirche
„Kollaboration mit den Nazis“ hat ein sozialdemokratischer Abgeordneter in Tschechien
der katholischen Kirche vorgeworfen und damit einen Eklat ausgelöst. Die Kirche habe
im Zweiten Weltkrieg „nicht gelitten“, sagte der Parlamentarier Igor Jakubcik im Rahmen
einer erneuten Parlamentsdebatte über die Restitution von enteignetem Kircheneigentum.
„Sie war einer der größten Verbündeten Nazi-Deutschlands, billigte die Transporte
von und Morde an Juden“, meinte der Abgeordnete, wie die „Austria Presse Agentur“
(APA) am Samstag, unter Berufung auf tschechische Zeitungsberichte meldete.
Der
Prager Kardinal Dominik Duka bezeichnete den Auftritt Jakubciks demnach als „Schüren
von Lügen und Hass“. Auch die katholische Kirche habe im Zweiten Weltkrieg gelitten
und „es tut mir leid, dass dies jemand infrage stellen kann“, so Duka. Jakubcik erntete
für seine Aussagen heftige Kritik von Regierungs- wie auch Oppositionspolitikern.
Auch der Parteichef der tschechischen Sozialdemokraten, Premierminister Bohuslav Sobotka,
distanzierte sich laut dem APA-Bericht von den Aussagen seines Parteikollegen, indem
er sie als „unglücklich, ungerecht und historisch sowie sachlich fragwürdig“ bezeichnete.
Die
„Fälle der Geneigtheit einiger Vertreter der katholischen Kirche zum Faschismus“ könne
man nicht als eine Allianz der gesamten Kirche mit den deutschen Nazis oder das Billigen
des Holocaust darstellen, meinte Sobotka.