2014-06-12 10:43:42

Irak: Die Christen verlieren das Vertrauen in ihr Land


RealAudioMP3 Die Bedrohung durch Islamisten im Irak wächst: Nach der Einnahme von Mossul, der zweitgrössten Stadt des Landes, berichten internationale Medien nun von der Bedrohung auch der Hauptstadt Bagdad. Die Kirche setzt auf die Einheit des Irak, der chaldäische Patriarch Louis Raphaël I. Sako veröffentlichte an diesem Donnerstag einen entsprechenden Aufruf. Er fordert die Bürger des Landes auf, sich von den sektiererischen Unruhen, die das Land erschüttern, nicht verängstigen zu lassen. „Wir glauben”, so der Patriarch wörtlich, „dass eine Regierung der Nationalen Einheit die beste Lösung für diese Art von Problemen wäre, da sie zu einer Konsolidierung der staatlichen Kontrolle und des Rechtsstaates beitragen würde, damit das Land, die Bürger und ihr Eigentum geschützt werden und die Einheit des Landes erhalten bleibt.” Doch von einer Regierung der Nationalen Einheit ist der Irak im Moment noch um einiges entfernt; auch anderthalb Monate nach der Parlamentswahl hat Präsident Nuri al-Maliki noch keine Regierung zu bilden vermocht.

In der aktuellen Situation wisse man gar nicht genau, was alles passiere und noch passieren werde, berichtet der Sprecher des Patriarchen, Albert Hisham, gegenüber Radio Vatikan. Die Armee und die Polizei seien aus der Provinz Ninive geflohen, der Staat habe die Kontrolle verloren.

„Wir haben alle diese Angst: Was wird die Zukunft des Irak und der Christen im Irak sein? Mit diesen Ereignissen, die sich immer und immer wiederholen, verlieren die Christen das Vertrauen in ihr Land, in die Regierung. Wir haben Angst vor der Emigration, aber so viele von uns wollen weg! Der Appell des Patriarchen richtet sich da an alle, die etwas unternehmen wollen, die vorangehen wollen mit dem Projekt der nationalen Einheit des Landes, damit wirklich alle in einem Klima der Geschwisterlichkeit leben können.“

Für Mossul sei es allerdings bis auf weiteres vorbei mit dem Klima der Geschwisterlichkeit, räumt Pater Albert ein. Niemand könne in die Stadt, und die meisten Christen seien in die umliegenden Dörfer geflohen. Das Christentum drohe durch den Vormarsch der Terror-Gruppe „Islamischer Staat im Irak und Syrien“, ISIS, vollständig verdrängt zu werden. Ausgerechnet in der Provinz Ninive hatten sich viele Christen in den letzten Jahren angesiedelt, nachdem sie aus Bagdad und Umgebung vertrieben worden waren.

(rv/fides 12.06.2014 ord)








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