2014-06-08 14:20:50

Die Pfingstpredigt des Papstes


Alle wurden erfüllt vom Heiligen Geist.

Als Jesus mit den Aposteln beim Letzten Abendmahl sprach, sagte er, nach seinem Abschied von dieser Welt werde er ihnen ?das Geschenk des Vaters? schicken, den Heiligen Geist. Dieses Versprechen realisiert sich mit Macht am Tag von Pfingsten, wenn der Heilige Geist auf die Jünger herabkommt, die im Abendmahlssaal versammelt sind. Diese Ausgießung des Geistes ist zwar außergewöhnlich, aber sie ist nicht einmalig und auf diesen Moment beschränkt geblieben, sondern sie ist ein Ereignis, das sich immer wiederholt hat und bis heute wiederholt.
Der zur Rechten des Vaters glorifizierte Christus fährt immer noch fort, sein Versprechen zu erfüllen und auf die Kirche den belebenden Geist herabzuschicken, der uns lehrt, uns erinnert und uns sprechen lässt.

Der Heilige Geist lehrt uns: denn er ist der innere Meister. Er führt auf auf den rechten Weg, durch die Situationen des Lebens. Er zeigt uns den Weg. In den ersten Zeiten der Kirche wurde das Christentum ?der Weg? genannt, und Jesus selbst ist der Weg. Der Heilige Geist lehrt uns, ihm zu folgen, in seinen Spuren zu gehen. Mehr als ein Meister der Glaubenslehre ist der Geist ein Meister des Lebens.
Sicher, zum Leben gehört auch das Wissen, das Kennen, aber innerhalb des weiteren und harmonischen Horizontes der christlichen Existenz.

Der Heilige Geist erinnert uns - er erinnert uns an alles, was Jesus gesagt hat. Er ist die lebendige Erinnerung der Kirche. Und während er uns erinnern lässt, lässt er uns die Worte des Herrn verstehen.
Dieses Erinnern im Geist und dank des Geistes beschränkt sich nicht auf eine Gedächtnisleistung, sondern es ist ein wesentlicher Aspekt der Anwesenheit Christi in uns und in der Kirche. Der Geist der Wahrheit und der Barmherzigkeit erinnert uns an alles, was Christus gesagt hat, er lässt uns immer tiefer eintreten in den Sinn seiner Worte. Das verlangt von uns eine Antwort: Und je großzügiger unsere Antwort ist, desto mehr nehmen die Worte von Jesus in uns Leben an, sie werden zu Haltungen, Entscheidungen, Gesten, sie werden zu Zeugnis. Im Wesentlichen erinnert uns der Geist an das Gebot der Liebe, und er ruft uns dazu auf, es zu leben.

Ein Christ ohne Gedächtnis ist kein wirklicher Christ: Er ist ein Mann oder eine Frau, die Gefangene des Augenblicks sind, der oder die aus seiner Geschichte keinen Schatz heben kann, sie nicht als Heilsgeschichte zu lesen und zu leben weiß. Mit der Hilfe des Heiligen Geistes hingegen gelingt es uns, die inneren Inspirationen und Vorgänge des Lebens im Licht der Worte Jesu zu interpretieren. Und so wächst in uns die Weisheit der Erinnerung, die Weisheit des Herzens, die eine Gabe des Geistes ist. Der Heilige Geist möge in uns allen das christliche Gedächtnis neu beleben!

Der Heilige Geist lehrt uns, erinnert uns und ? das ist ein weiterer Zug ? er lässt uns sprechen, mit Gott und mit den Menschen.

Er lässt uns mit Gott im Gebet sprechen. Das Gebet ist eine Gabe, die wir unentgeltlich empfangen; er ist Dialog mit Ihm im Heiligen Geist, der in uns betet und uns erlaubt, uns an Gott zu wenden und ihn dabei Vater zu nennen, Papa, Abba, und das ist nicht bloß eine Redensart, sondern die Wahrheit. Wir sind WIRKLICH Kinder Gottes. Denn alle, die vom Geist Gottes geleitet sind, sind Kinder Gottes (Rm 8,14).
Und der Geist lässt uns auch mit den Menschen sprechen, in einem geschwisterlichen Dialog. Er hilft uns, mit den anderen zu sprechen und in ihnen Brüder und Schwestern zu erkennen; mit ihnen zu sprechen in Freundschaft, Zärtlichkeit, und indem wir die anderen in ihen Ängsten und Hoffnungen, Traurigkeiten und Freuden verstehen.








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