Bin ich noch in dich
verliebt wie am ersten Tag? Das sollen, findet Papst Franziskus, nicht nur Ehepartner
sich immer wieder fragen, sondern auch Priester, Ordensleute und Bischöfe, und zwar
mit Blick auf Jesus. Es war die Frage des Auferstandenen an Petrus, ob er ihn denn
liebe, von der der Papst in seiner Predigt in der Vatikan-Kapelle Santa Marta an diesem
Freitag ausging.
„Das ist die Frage, die ich mir stelle, aber auch meinen
Mitbrüdern, den Bischöfen und Priestern: Wie ist unsere Liebe zu Jesus? Ist es noch
unsere erste Liebe? Bin ich noch verliebt wie am ersten Tag? Oder führen die Arbeit
und die Sorgen dazu, dass ich an anderes denke und die Liebe ein bisschen vergesse?
Eheleute streiten sich – aber das ist normal. Aber wenn keine Liebe da ist, dann streiten
sie nicht – dann brechen sie miteinander.“
Man dürfe seine erste Liebe
nie vergessen, drängte Franziskus. Dann analysierte er weiter den Text aus dem Johannes-Evangelium,
in dem Jesus nach seiner Auferstehung mit Petrus spricht: ‚Weide meine Lämmer, weide
meine Schafe’, sagte der Herr – für den Papst ein Beleg, dass Priester in erster Linie
Hirten, also Seelsorger sein sollten.
„Das wird alles ganz gewöhnlich
enden“
„Weide! Studiere Theologie, Philosophie, Patristik – aber
weide! Sei ein Hirte! Denn dazu hat uns der Herr berufen. Um uns zu Hirten zu machen,
legt uns der Bischof die Hände auf. Hier also meine zweite Frage heute. Die erste
war: ‚Wie steht`s mit der ersten Liebe?’ Die zweite heißt: ‚Bin ich ein Hirte, oder
bin ich ein Angestellter der NGO namens Kirche?’ Das ist ein Unterschied. Bin ich
ein Hirte? Eine Frage, die ich mir stellen muss, die die Bischöfe und Priester sich
stellen müssen – alle. Weide! Geh voran!“
Allerdings müssten Hirten sich
im Klaren sein darüber, dass keinerlei „Ruhm“ noch „Majestät“ ihrer harre. „Nein,
Bruder“, so der Papst wörtlich, „das wird alles ganz gewöhnlich enden, oft auch demütigend...
dass du ganz unnütz krank im Bett liegst, dass man dich füttert, dass du dich nicht
alleine anziehen kannst...“ Unser Schicksal sei es, „zu enden wie Jesus“: „Wie das
Samenkorn... ich werde die Frucht nicht mehr erleben.“ Franziskus machte in dem Evangelientext
aber noch ein drittes Wort aus, „das stärkste von allen“, nämlich: ‚Folge mir nach!’
„Wenn
wir die Orientierung verloren haben oder nicht wissen, wie wir antworten sollen auf
diese Fragen nach der Liebe und nach dem Hirte-sein, wenn wir nicht die Sicherheit
haben, dass der Herr uns auch in den hässlichsten Momenten des Lebens, in der Krankheit,
nicht alleinlassen wird – dann sagt er: ‚Folge mir.’ Das ist sie, unsere Sicherheit.
Auf den Spuren Jesu. Auf dieser Straße. ‚Folge mir.’“