Dublins Erzbischof Diarmuid Martin will bei Nachforschung zu irischen Mütterheimen
im 20. Jahrhundert helfen. Er rief alle wichtigen Ordensgemeinschaften und Regierungsbehörden
auf, dasselbe zu tun. Martins Appell folgt der Entdeckung eines Massengrabes mit 800
Kinderleichen im irischen Tuam. Dabei soll es sich um die Kinder lediger Mütter aus
einem Heim handeln, das vom Orden der Bon-Secours-Schwestern geführt wurde. Martin
nannte die bekanntgewordenen Details über das Kinder-Massengrab „erschütternd”. Unterdessen
erklärte Erzbischof Michael Neary von Tuam, da das betreffende Heim für ledige Mütter
und deren Kinder vom Frauenorden der Bon-Secours-Schwestern und nicht von der Diözese
geführt wurde, gebe es „keine Dokumentation in unseren Archiven“. Alle relevanten
Akten des Heims seien 1961 an die Verwaltung der Grafschaft Galway und die Gesundheitsbehörde
übergeben worden, zitierte ihn der Sender BBC.
Das Massengrab war schon vor
mehr als 30 Jahren entdeckt worden. Bewohner der Region dachten lange Zeit, es handle
sich um Opfer der irischen Hungersnot des 19. Jahrhunderts. Erst kürzlich fand eine
Historikerin Belege für deren tatsächliche Herkunft. Der Fall soll weiter untersucht
werden. Experten sagten dem irischen Fernsehsender RTE, die Todesursache der Kinder
lasse sich heute noch feststellen. Die Kinder sollen zwischen 1925 und 1961 gestorben
sein.
Das Heim in Tuam war laut BBC eine von zehn Einrichtungen in Irland,
in denen insgesamt rund 35.000 ledige Mütter, sogenannte „gefallene Frauen“, untergebracht
wurden. Zum Teil mussten sie dort Zwangsarbeit verrichten. Die sogenannten „Magdalene
Laundries“ – „Wäschereien für Sünderinnen“ – machten vor einigen Jahren international
Schlagzeilen und wurden auch als Filmstoff verarbeitet. Die Kinder unverheirateter
Frauen wurden den Müttern in der Regel weggenommen und viele an andere Familien weitergegeben.
Dublins
Erzbischof Martin sagte, das Evangelium lehre, dass „echter Glaube“ danach bemessen
werde, „wie wir mit Kindern umgehen“. Bereits vor einigen Monaten habe der Erzbischof
den Diözesanarchivar angewiesen, Informationen über Heime für ledige Mütter und deren
Kinder in Dublin zusammenzutragen, so der Erzbischof weiter. Hunderte Dokumente seien
bereits zusammengekommen. Er wolle „alle Aspekte des Lebens in den Heimen” untersuchen,
vor allem die Frage, wie dort Adoptionen organisiert wurden.
In den vergangenen
Jahren hat sich Martin nach eigenen Worten wiederholt mit Vertretern ehemaliger Heimbewohner
getroffen. Alles müsse getan werden, um die Geschichte dieser Menschen möglichst genau
aufzuarbeiten und darzustellen. Martin unterstützt die Errichtung von Denkmälern an
allen anonymen Gräbern.
Erzbischof Neary kündigte an, nachträglich für „ein
würdiges Begräbnis” der Kinder sorgen zu wollen und voll mit den Behörden zu kooperieren.
Es sei jedoch vor allem an den Bon-Secours-Schwestern, „ihre Verantwortung wahrzunehmen”.