Sprechen über ‚Evangelii
Gaudium’, also über ‚Die Freude des Evangeliums’: Darum geht es in unserer Radio-Akademie
vom Juni. ‚Evangelii Gaudium’ ist das programmatische Apostolische Schreiben, das
Papst Franziskus im letzten Herbst veröffentlicht hat – es geht darin um die pastorale,
die seelsorgliche Dimension der Kirche, der Christinnen und Christen heute. Für den
ersten Teil der Radio-Akademie sprach Gudrun Sailer mit der Theologin Veronika Prüller-Jagenteufel,
die in der Erzdiözese Wien das Pastoralamt leitet; sie ist eine der wenigen Frauen
in dieser Funktion in den Bistümern der Weltkirche.
„Jede Organisation ist
immer wieder in der Gefahr, den Selbsterhalt für primär wichtig zu halten. Natürlich
ist es wichtig, dass es uns gibt, denn wir haben ein Ziel und eine Sendung, als Kirche
zumal; aber wenn es sozusagen stehenbleibt bei diesem ‚Es ist so wichtig, dass es
uns gibt’, verfehlen wir das Ziel und verlieren es aus den Augen.“
Prüller-Jagenteufel
findet es deshalb gut, dass der Papst den Finger in diese Wunde legt.
„Sind
wir achtsam und aufmerksam, wenn in einem Pfarrsekretariat das Telefon abgehoben wird,
dass die Stimme, die sich dort meldet, freundlich ist? Dass dabei gleich die Atmosphäre
von ‚Hier bist du willkommen’ vermittelt wird? Das ist vielleicht noch nicht direkte
Evangelisierung, aber es hilft bei ihr; es ist etwas Wichtiges. Da müssen wir immer
wieder reflektieren: Steht zum Beispiel ein Ausbildungskurs für Pfarrsekretärinnen,
den wir als Diözese veranstalten, wirklich in einem Zusammenhang mit dem Zugehen auf
die Menschen? Oder legen wir nur Wert darauf, dass die Bücher richtig geführt sind?“
Die
Leiterin des Wiener Pastoralamts findet es gerade mit Blick auf die Kirche im deutschsprachigen
Raum spannend, wie sich der Papst zur Zukunft der Pfarreien äußert. Er sieht sie als
‚Gemeinschaft der Gemeinschaften’: Überbau von so unterschiedlichen Bausteinen wie
Basisgemeinden, Schulen, Krankenhausseelsorge oder Bibelkreisen.
„Die Pfarre
kann sozusagen der große Rahmen sein, in dem sich das alles miteinander verbindet
und bereichert und wo diese verschiedenen Formen christlichen gemeinsamen Lebens sich
auch gegenseitig darin unterstützen, hinauszugehen und die eigenen Grenzen zu überschreiten
und dem eigenen Sendungsauftrag besser gerecht zu werden. Das ist, denke ich, ein
sehr lebendiges und auch zukunftsträchtiges Bild von Pfarre - nicht die kleine Gruppe
der Engagierten, die sich nur mit sich selbst beschäftigen, sondern wirklich ein großes
Netzwerk von vielen Gruppierungen und Gemeinschaften, die sich in diesen Dienst der
Mission stellen.“