Unmittelbar nach dem Papstbesuch auf dem Jerusalemer Zionsberg ist auf die dortige
Benediktinerabtei Dormitio ein Brandanschlag verübt worden. Wie der Sprecher der Abtei,
Nikodemus Schnabel, der Katholischen Nachrichten-Agentur mitteilte, entzündeten unbekannte
Täter ein Fürbittbuch hinter der kleinen Chororgel. Das Buch und in der Nähe liegende
Kreuze fingen Feuer. Das Feuer sei durch einen Zufall entdeckt und rasch gelöscht
worden.
Nach Angaben Schnabels handelt es sich eindeutig um einen Brandanschlag.
Die Polizei habe die Ermittlungen aufgenommen. Schnabel vermutete, dass der oder die
Täter nach dem Abendgebet in die Kirche eingedrungen seien. Wegen des Papstbesuchs
im benachbarten Abendmahlssaal befanden sich den Tag über auf dem Gelände der deutschen
Abtei und auf dem umliegenden Areal zahlreiche Polizisten und Scharfschützen. Allein
im der Klostergebäude hielten sich laut Schnabel 30 bis 40 Einsatzkräfte auf.
Möglicherweise
steht der Übergriff in Zusammenhang mit dem Streit um den Abendmahlssaal, einen mittelalterlichen
Raum über dem sogenannten Davidsgrab. Gerüchte um eine mögliche Rückgabe des Abendmahlssaals
an den Vatikan hatten den Konflikt verschärft. Als letzte Station seiner Nahost-Reise
hatte Papst Franziskus dort mit den Bischöfen des Heiligen Landes am Nachmittag einen
Gottesdienst gefeiert.
Bei gewalttätigen Demonstrationen in der Nacht zum Sonntag
wurden am Abendmahlssaal 26 jüdische Demonstranten festgenommen und ein Polizist leicht
verletzt. Im Vorfeld des Gottesdienstes am Montagnachmittag hatten zwei rechtsnationale
israelische Politiker erneut Proteste gegen den Papstbesuch auf dem Zion angekündigt.
Die Stätte, an denen jüdische Gruppen das Grab Davids verehren, dürfe nicht «Ritualen
der Kirche ausgeliefert» werden. Der Zionsberg hatte deshalb seit den frühen Morgenstunden
unter Ausnahmezustand mit strengsten Sicherheitsvorschriften gestanden.