Herr Präsident, liebe Freunde, liebe Brüder und Schwestern, ich danke dem Präsidenten,
Herrn Mahmoud Abbas, für seine Worte des Willkommens und richte meinen herzlichen
Gruß an die Vertreter der Regierung und an das ganze palästinensische Volk. Ich bin
dem Herrn dankbar, heute hier mit euch an dem Ort zu sein, an dem Jesus, der Friedensfürst,
geboren ist, und ich danke euch für euren herzlichen Empfang.
Der Nahe Osten
erlebt seit Jahrzehnten die dramatischen Folgen des Sich-Hinziehens eines Konflikts,
der viele schwer zu heilende Wunden verursacht hat, und auch wenn zum Glück keine
Gewalt auflodert, führen die Ungewissheit der Situation und die Verständnislosigkeit
zwischen den Parteien zu Unsicherheit, Verweigerung der Rechte, Isolierung und Auswanderung
ganzer Gemeinden, zu Spaltungen und zu Not und Leiden aller Art.
Indem ich
denen meine Nähe bekunde, die am meisten unter den Folgen des Konflikts leiden, möchte
ich aus tiefstem Herzen sagen, dass es Zeit ist, dieser Situation, die immer unerträglicher
wird, ein Ende zu setzen, und das zum Wohl aller. Mögen sich also die Anstrengungen
und die Initiativen zur Schaffung der Bedingungen für einen stabilen Frieden verdoppeln,
der auf Gerechtigkeit, auf die Anerkennung der Rechte eines jeden und auf die beiderseitige
Sicherheit gegründet ist. Es ist für alle der Moment gekommen, den Mut zur Großherzigkeit
und zur Kreativität im Dienst des Guten zu haben, den Mut zum Frieden, der darauf
beruht, dass alle das Recht zweier Staaten bejahen, innerhalb international anerkannter
Grenzen zu existieren und Frieden und Sicherheit zu genießen.
Ich wünsche
mir von Herzen, dass im Hinblick auf dieses Ziel allerseits Initiativen und Taten
vermieden werden, die dem erklärten Willen, zu einer wirklichen Übereinkunft zu gelangen,
widersprechen, und dass man nicht müde wird, den Frieden mit Entschlossenheit und
Kohärenz zu verfolgen. Der Friede wird unzählige Vorteile für die Völker dieser Region
und für die ganze Welt mit sich bringen. Es ist also notwendig, sich entschieden zu
ihm auf den Weg zu machen, auch indem jeder auf etwas verzichtet.
Ich wünsche
dem palästinensischen wie dem israelischen Volk und den jeweiligen Verantwortlichen,
diesen glücklichen Aufbruch zum Frieden mit jenem Mut und jener Festigkeit zu unternehmen,
die für jeden Aufbruch nötig sind. Der Friede in der Sicherheit und das gegenseitige
Vertrauen werden zum beständigen Bezugsrahmen werden, um die anderen Probleme anzugehen
und zu lösen, und so Anlass geben für eine ausgewogene Entwicklung, die zum Vorbild
für andere Krisengebiete wird.
Es liegt mir am Herzen, auf die aktive christliche
Gemeinde hinzuweisen, die ihren bedeutsamen Beitrag zum Gemeinwohl der Gesellschaft
leistet und die Freuden und Leiden des ganzen Volkes teilt. Die Christen beabsichtigen,
diese ihre Rolle als vollberechtigte Bürger weiterhin auszuüben, gemeinsam mit den
anderen Mitbürgern, die sie als Brüder und Schwestern betrachten.
Herr Präsident,
Sie sind als Mann des Friedens und als Friedenstifter bekannt. Die jüngste Begegnung
im Vatikan mit Ihnen und meine heutige Anwesenheit in Palästina bestätigen die guten
Beziehungen, die zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Staat Palästina bestehen und
von denen ich mir wünsche, dass sie weiter gefördert werden können, zum Wohl aller.
In diesem Zusammenhang möchte ich den Einsatz zur Erarbeitung eines Beiderseitigen
Abkommens würdigen, welche verschiedene Aspekte des Lebens der katholischen Gemeinschaft
im Land betrifft und dabei der Religionsfreiheit besondere Beachtung schenkt. Die
Berücksichtigung dieses grundlegenden Menschenrechts ist nämlich eine der unverzichtbaren
Bedingungen für den Frieden, für die Brüderlichkeit und für die Harmonie. Sie sagt
der Welt, dass es pflichtgemäß und möglich ist, zwischen unterschiedlichen Kulturen
und Religionen zu einem guten Einvernehmen zu gelangen; sie bezeugt, dass die Dinge,
die wir gemeinsam haben, so zahlreich und wichtig sind, dass es möglich ist, einen
Weg entspannten, geordneten und friedlichen Zusammenlebens zu finden, indem man die
Unterschiede akzeptiert und sich freut, als Kinder eines einzigen Gottes Geschwister
zu sein.
Herr Präsident, liebe hier in Bethlehem versammelte Brüder und Schwestern,
der allmächtige Gott segne euch; er beschütze euch und gewähre euch die Weisheit und
die nötige Kraft, den mutigen Weg zum Frieden fortzusetzen, so dass die Schwerter
sich in Pflugscharen verwandeln und dieses Land wieder in Wohlstand und Eintracht
erblühen kann. Salam!