2014-05-25 19:17:03

Tag zwei der Papstreise: Ein Pilger, der die Welt bewegt


RealAudioMP3 Die Initiative zum gemeinsamen Friedensgebet im Vatikan, zu der Papst Franziskus die Präsidenten Palästinas und Israels, Mahmoud Abbas und Shimon Peres, nach der Messen in Bethlehem eingeladen hatte, wurde ganz unvermittelt das Zentrum des Tages. Spätestens nachdem auch Papstsprecher Federico Lombardi die Zusage der beiden Präsidenten zu einem solchen Gebet bestätigte, war klar, dass der Papst wieder erfolgreich eine Initiative gestartet hatte.

Israelische Medien – vor allem nationalistische – kritisieren nun den Papst, dass er seiner Reise eine politische Drehung gegeben habe. Dabei macht er nur das, was er sich vorgenommen hatte: Er pilgert. Pilgern ist aber kein sich aus der Welt heraus halten. Papst Franziskus hat an diesem Tag wie auch schon in Lampedusa und wie auch schon beim Gebets- und Fastentag für Syrien gezeigt, dass sein Beten und sein geistliches Handeln in der Welt stattfinden, nicht zurückgezogen von ihr.

Es war der kürzeste Programmpunkt des Tages, der in diesem Sinn das stärkste Zeichen setzte, und dabei war er noch nicht einmal vorgesehen. Als Papst Franziskus durch Bethlehem gefahren wurde, stieg er bei der Mauer ab, die Israel gegen Palästina errichtet hat, und verweilte dort umgeben von Menschen still im Gebet. Die Mauer trennt Israel von Palästina, aber dadurch verbindet sie die beiden Staaten auch in einem Konflikt. Der Papst hat dieser Trennung gedacht, er hat – davon können wir ausgehen – für deren Überwindung gebetet.

Wie schwierig das alles ist hat der Muezzin in Bethlehem verkündet: Der Papst war schon beim Abschlusssegen der Messfeier, als laut der muslimische Gebetsruf über den Platz ertönte. Er konnte oder wollte nicht die zwei Minuten warten. Für kurze Zeit klang es, als ob die beiden Religionen gegeneinander beteten. Anders betrachtet: Vielleicht war es ja ein Zeichen, dass nur ein gemeinsames Beten helfen kann, auch wenn es zunächst dissonant klingen mag.

Der eigentliche Schwerpunkt geriet dabei fast in Hintergrund: Die ökumenische Begegnung mit Patriarch Bartholomaios. Aber auch das passt in die Dynamik des Tages: Nur geistliches Geschehen, die Überwindung von Spaltung vor 50 Jahren durch gemeinsames Gebet und eine Umarmung, bringt Wandel hervor.

Echter Dialog kann nicht geplant werden, er muss gewagt werden. Papst Franziskus hat uns heute vorgemacht, wie das geht.

Aus Jersualem Pater Bernd Hagenkord für Radio Vatikan

(rv 25.05.2014 ord)








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