Wenn Papst Franziskus den ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. trifft, dann treffen
auch verschiedene Kirchenverfassungen und –verständnisse aufeinander, die sich in
Titeln wie Patriarch oder Exarch ausdrücken. Ein Hintergrund von P. Bernd Hagenkord:
Patriarch/Patriarchat
Die
Patriarchate gingen aus der spätrömischen Verwaltung der Kirche hervor, ab dem 6.
Jahrhundert nennt man die führenden Bischöfe „Patriarchen“: Rom, Konstantinopel, Alexandria,
Antiochia und Jerusalem (in der Reihenfolge der Ranges). Gemeinsam stellten sie die
Einheit der Kirche sicher. Im Zuge der Kirchenspaltungen wurde die Patriarchalleitung
der Kirche unwirksam.
Ab dem Mittelalter entstanden weitere Patriarchate, etwa
von Georgien, Bulgarien, Rumänien und Moskau. Die katholische Kirche hat außerdem
eigene Patriarchate, etwa das von Jerusalem und die Patriarchate der mit Rom unierten
Kirchen, z.B. das melkitische, das koptisch-katholische oder das syrisch-katholische
Patriarchat. Als Titel führt auch der Erzbischof von Venedig den Titel Patriarch.
Ökumenischer
Patriarch
Als „Erster unter Gleichen“ steht der ökumenische Patriarch
von Konstantinopel der orthodoxen Christenheit vor, sein vollständiger Titel lautet
‚Erzbischof des Neuen Roms Konstantinopel und Oekumenischer Patriarch‘. Ihm obliegen
die Initiierungen aller gemeinsamen Handlungen der orthodoxen Kirche, wie etwa die
für 2016 einberufene pan-orthodoxe Synode („orthodoxes Konzil“).
Außerdem ist
der Patriarch Oberhaupt der autokephalen (eigenständigen) Kirche von Konstantinopel
(Istambul), er muss türkischer Staatsbürger sein (einzige Ausnahme in jüngerer Zeit
war Athenagoras I.)
Augenblicklicher Inhaber des Amtes ist Bartholomaios I.
Patriarch
von Jerusalem
Der Gastgeber der Begegnung von Bartholomaios und Papst
Franziskus ist der Patriarch von Jerusalem, im strengen Sinn der einzige Patriarch
von Jerusalem, auch wenn sowohl die lateinische als auch die armenische Kirche eigene
Patriarchen haben. Es ist eines der alten Patriarchate aus römischer Zeit.
Augenblicklicher
Inhaber des Amtes ist Theophilos III.