2014-05-25 13:59:16

„Warmherzige Etappe“: Presseschau zur Papstreise


Die „Jordan Times“, einzige englischsprachige Zeitung Jordaniens, stellt den Besuch von Papst Franziskus in Amman an diesem Freitag als Friedensmission dar. „Franziskus lanciert mit Jordanien zusammen eine Botschaft des Friedens und der Menschlichkeit für den Nahen Osten“, lautet die Schlagzeile des regierungsnahen Blattes. König Abdullah von Jordanien sei sich mit dem Papst im Bemühen um gutes Auskommen der Religionen und der Völker einig. Nicht ganz nebenbei könne die Visite auch dazu beitragen, den religiösen Tourismus nach Jordanien anzukurbeln. Ausführlich lässt die „Jordan Times“ Flüchtlinge aus Palästina, dem Irak und Syrien zu Wort kommen, die am Freitagabend an einem Treffen mit dem Papst in Bethanien jenseits des Jordans teilgenommen haben. Franziskus` Besuch sollte die ganze arabische Welt dazu bringen, sich mehr für das Schicksal syrischer Kinder zu interessieren, die unter dem Krieg in ihrer Heimat leiden, so ein Syrer.

An der Papstmesse vom Freitag in einem Stadion von Amman lobt die „Jordan Times“ die reibungslose Organisation. Alle seien „von der Einfachheit und Demut des Papstes angetan“ gewesen. Eine indische Journalistin staunt im Gespräch mit der Zeitung über das gute interreligiöse Klima in Jordanien: Sie habe erlebt, dass die Reiseführer an Heiligen Stätten im Land mit Stolz vom christlichen Erbe sprächen, und dass sie es als wichtigen Bestandteil des kulturellen Erbes Jordaniens darstellten. Das findet sie beispielhaft.

Der israelische Nachrichtensender „i24 News“ betont die unvermeidliche politische Dimension des Papstbesuches. Dass Franziskus einen Kranz am Grab des Zionisten Theodor Herzl in Jerusalem niederlegen werde, ist für den Sender „das ultimative Symbol vatikanischer Akzeptanz Israels als Heimstätte des jüdischen Volkes“. Gleichzeitig wertet er den Besuch von Franziskus in Bethlehem und bei Palästinenserpräsident Mahmud Abbas als „Anerkennung des Westjordanlandes als Staat des palästinensischen Volkes“. Damit gebe der Vatikan den Palästinensern etwas, das Israel energisch ablehne.

„Bemerkenswert schmallippig“

Der nationalistisch ausgerichtete Sender „Arutz Scheva“ kritisierte am Sonntag die Begegnung des Papstes mit Palästinenser-Präsident Abbas in Betlehem: Damit habe der Nahost-Besuch des Papstes trotz der vorab erklärten strikt religiösen Absicht eine politische Wende erhalten. Der Sender kritisiert, bereits im Vorfeld der Reise habe Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin ein Recht der Palästinenser auf einen souveränen und unabhängigen Staat verteidigt. Weiter urteilte „Arutz Scheva“, Papst Franziskus sei „bemerkenswert schmallippig zur gewaltsamen Verfolgung von Christen in Bethlehem“ und habe sich stattdessen entschieden, angeblich wachsenden jüdischen Vandalismus zu verurteilen.

Die französischsprachige libanesische Zeitung „L`Orient le Jour“ aus Beirut wertete den Jordanien-Besuch als eine „warmherzige Etappe“ und kommentiert weiter, Franziskus' Visite in Israel sei der „dornigste Teil seiner Reise ins Heilige Land“. Nach Einschätzung der englischsprachigen libanesischen Zeitung „Naharnet“ zielt der „historische Besuch“ des Papstes zuallererst auf eine Vertiefung der muslimisch-christlichen Beziehungen sowie auf eine engere Einheit mit
den Führern der orthodoxen Kirchen.

(rv/kna 25.05.2014 sk)








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