Die „Jordan Times“, einzige englischsprachige Zeitung Jordaniens, stellt den Besuch
von Papst Franziskus in Amman an diesem Freitag als Friedensmission dar. „Franziskus
lanciert mit Jordanien zusammen eine Botschaft des Friedens und der Menschlichkeit
für den Nahen Osten“, lautet die Schlagzeile des regierungsnahen Blattes. König Abdullah
von Jordanien sei sich mit dem Papst im Bemühen um gutes Auskommen der Religionen
und der Völker einig. Nicht ganz nebenbei könne die Visite auch dazu beitragen, den
religiösen Tourismus nach Jordanien anzukurbeln. Ausführlich lässt die „Jordan Times“
Flüchtlinge aus Palästina, dem Irak und Syrien zu Wort kommen, die am Freitagabend
an einem Treffen mit dem Papst in Bethanien jenseits des Jordans teilgenommen haben.
Franziskus` Besuch sollte die ganze arabische Welt dazu bringen, sich mehr für das
Schicksal syrischer Kinder zu interessieren, die unter dem Krieg in ihrer Heimat leiden,
so ein Syrer.
An der Papstmesse vom Freitag in einem Stadion von Amman lobt
die „Jordan Times“ die reibungslose Organisation. Alle seien „von der Einfachheit
und Demut des Papstes angetan“ gewesen. Eine indische Journalistin staunt im Gespräch
mit der Zeitung über das gute interreligiöse Klima in Jordanien: Sie habe erlebt,
dass die Reiseführer an Heiligen Stätten im Land mit Stolz vom christlichen Erbe sprächen,
und dass sie es als wichtigen Bestandteil des kulturellen Erbes Jordaniens darstellten.
Das findet sie beispielhaft.
Der israelische Nachrichtensender „i24 News“ betont
die unvermeidliche politische Dimension des Papstbesuches. Dass Franziskus einen Kranz
am Grab des Zionisten Theodor Herzl in Jerusalem niederlegen werde, ist für den Sender
„das ultimative Symbol vatikanischer Akzeptanz Israels als Heimstätte des jüdischen
Volkes“. Gleichzeitig wertet er den Besuch von Franziskus in Bethlehem und bei Palästinenserpräsident
Mahmud Abbas als „Anerkennung des Westjordanlandes als Staat des palästinensischen
Volkes“. Damit gebe der Vatikan den Palästinensern etwas, das Israel energisch ablehne.
„Bemerkenswert schmallippig“
Der nationalistisch ausgerichtete
Sender „Arutz Scheva“ kritisierte am Sonntag die Begegnung des Papstes mit Palästinenser-Präsident
Abbas in Betlehem: Damit habe der Nahost-Besuch des Papstes trotz der vorab erklärten
strikt religiösen Absicht eine politische Wende erhalten. Der Sender kritisiert, bereits
im Vorfeld der Reise habe Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin ein Recht der Palästinenser
auf einen souveränen und unabhängigen Staat verteidigt. Weiter urteilte „Arutz Scheva“,
Papst Franziskus sei „bemerkenswert schmallippig zur gewaltsamen Verfolgung von Christen
in Bethlehem“ und habe sich stattdessen entschieden, angeblich wachsenden jüdischen
Vandalismus zu verurteilen.
Die französischsprachige libanesische Zeitung „L`Orient
le Jour“ aus Beirut wertete den Jordanien-Besuch als eine „warmherzige Etappe“ und
kommentiert weiter, Franziskus' Visite in Israel sei der „dornigste Teil seiner Reise
ins Heilige Land“. Nach Einschätzung der englischsprachigen libanesischen Zeitung
„Naharnet“ zielt der „historische Besuch“ des Papstes zuallererst auf eine Vertiefung
der muslimisch-christlichen Beziehungen sowie auf eine engere Einheit mit den Führern
der orthodoxen Kirchen.