2014-05-24 13:47:47

Papst in Jordanien: Ermutigung zum Einsatz für Frieden in Nahost


RealAudioMP3 Jordanien - das scheint so ein wenig eine „Insel des Friedens“ inmitten der hohen Wogen zu sein, die die vielfältigen Konflikte im Nahen Osten schlagen. So sprach Papst Franziskus in seiner ersten Ansprache auf jordanischem Boden auch die stabilisierende Rolle des Landes angesichts der Kernprobleme der Region an. Rund 300 Landesvertreter, darunter König Abdullah II. und weitere Repräsentanten des haschemitischen Königshauses, das diplomatische Corps und religiöse Führer, hatten sich im prächtigen Empfangssaal des Königspalastes versammelt. Ihnen dankte der Papst für ihr Bemühen um Frieden und Stabilität in der Region:

„Während ich voll Schmerz das Andauern starker Spannungen im Nahen Osten feststelle, danke ich den Verantwortlichen des Königreichs für das, was sie tun, und ermutige sie, sich weiterhin in der Suche nach dem ersehnten dauerhaften Frieden für die gesamte Region zu engagieren; zu diesem Zweck wird eine friedliche Lösung der syrischen Krise wie auch eine gerechte Lösung für den israelisch-palästinensischen Konflikt äußerst notwendig und dringend.“

Jordanien bietet „einer großen Zahl von Flüchtlingen aus Palästina, dem Irak und anderen Krisengebieten“ eine „großherzige Aufnahme“, unterstrich der Papst. Heute leben in dem gut sechs Millionen Einwohner zählenden Land zusätzlich drei Millionen Flüchtlinge, 1,3 Millionen von ihnen sind syrische Kriegsflüchtlinge – für die kriselnde Wirtschaft des Königreiches eine zusätzliche Belastung. Der Papst:

„Diese Aufnahme verdient die Würdigung und die Unterstützung der Internationalen Gemeinschaft. Die katholische Kirche will sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten in der Hilfe für die Flüchtlinge und die Notleidenden engagieren, vor allem durch die Caritas Jordanien.“


Papst würdigt Abdullah II. als „Mann des Friedens“

Politische Stabilität und das friedliche Zusammenleben der Völker und Religionen haben in Jordanien Tradition. In seiner Rede würdigte Franziskus den muslimisch geprägten Staat als „geschichtsträchtiges Land von großer religiöser Bedeutung für das Judentum, das Christentum und den Islam“. Er erinnerte an den jüngsten Besuch Abdullah II. im Vatikan und die Reisen seiner Vorgänger auf dem Stuhl Petri in das Land. Jordanien sieht Franziskus als Beispiel eines moderaten und dialogbereiten Islam:

„Ich nehme diese Gelegenheit wahr, um erneut meinen tiefen Respekt und meine Achtung für die muslimische Gemeinschaft kundzutun und meine Wertschätzung für die Führungsrolle zu bezeigen, die Seine Majestät der König in der Förderung eines angemesseneren Verständnisses der vom Islam verkündeten Tugenden und eines friedvollen Zusammenlebens unter den Anhängern der verschiedenen Religionen wahrnimmt. Sie (gewandt an König Abdullah II., Anm.) sind als Mann des Friedens, als Künstler des Friedens - danke!“

Der Papst dankte Jordanien an dieser Stelle für seinen Einsatz im interreligiösen Dialog zwischen Juden, Christen und Muslimen. Als positives Beispiel nannte er die von König Abdullah initiierte „Interreligiöse Botschaft von Amman“, die die muslimische Welt auf Toleranz, Einheit und gegen Extremismus einschwören will, sowie die jährlich stattfindende „Woche der interreligiösen Harmonie“ innerhalb der UNO. Einen „herzlichen Gruß“ richtete er an die Christen in Jordanien. Die heute nur drei Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachende Minderheit leiste „ihren Beitrag zum Gemeinwohl“ der jordanischen Gesellschaft, in die sie „voll und ganz integriert“ sei, so Franziskus:

„Obwohl sie heute zahlenmäßig in der Minderheit sind, haben sie die Möglichkeit, durch Schulen und Krankenhäuser eine qualifizierte und geschätzte Tätigkeit auf dem Gebiet des Erziehungs- und Gesundheitswesens auszuüben, und können in Ruhe ihren Glauben bekennen, unter Achtung der Religionsfreiheit.“

Aufruf zu Religionsfreiheit

Die Religionsfreiheit sei ein „fundamentales Menschenrecht“, betonte der Papst mit Bezug auf das Nachsynodale Schreiben „Ecclesia in Medio Oriente“ seines Vorgängers Benedikt XVI.. Und er erinnerte: Die Christen sind „vollberechtigte Bürger“ und wollen sich „gemeinsam mit ihren muslimischen Mitbürgern am Aufbau der Gesellschaft beteiligen, indem sie ihren eigenen spezifischen Beitrag leisten“. Er hoffe, dass sein Besuch dazu beitragen könne, „gute und herzliche Beziehungen zwischen Christen und Muslimen zu stärken und zu fördern“, so Franziskus abschließend:

„Ich danke Ihnen für Ihren freundlichen Empfang. Der allmächtige und barmherzige Gott gewähre Euren Majestäten Glück und ein langes Leben und schenke Jordanien reichen Segen. Salam!”

Als Geschenk überreichte der Papst König Abdullah II. ein Halbrelief aus Bronze, das die historische Begegnung zwischen Paul VI. und dem ökumenischen Patriarchen Athenagoras von Konstantinopel vor 50 Jahren zeigt.


Empfang in allen Ehren

Einen Strauß Iris aus den Händen zweier Kinder war der Willkommensgruß für den Papst nach seiner Ankunft zur Mittagszeit am Flughafen von Amman. Es war die Nationalblume des haschemitischen Königreiches, das an diesem Samstag den vierten Besuch eines Papstes sah. Das Oberhaupt des jordanischen Königshauses, König Abdullah II., schickte Prinz Ghazi bin Muhammed, den jordanischen „Religionsminister“, um Franziskus abzuholen. Auch der lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, und der Kustos des Heiligen Landes, Kapuzinerpater Pier Battista Pizzaballa, waren zugegen, neben anderen wichtigen religiösen Würdenträgern. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Prinzen ging es für den Papst weiter zum Königspalast von Amman. Fahnen in den Farben Jordaniens und des Vatikan waren entlang der Fahrtroute gehisst. An der Fahrtroute hatten sich nur vereinzelt Schaulustige eingefunden, um den Papst zu begrüssen. Franziskus legte den 38 Kilometer langen Weg in einem weissen Toyota-Mittelklassewagen zurück. Begleitet wurde er von einer Staffel von Motorrädern mit Beiwagen. Am Königspalast hieß ihn das jordanische Königspaar offiziell willkommen, das bereits Johannes Paul II. und Benedikt XVI. auf ihren Reisen durchs Heilige Land empfing. Zwei Mal schon hatte Abdullah Franziskus getroffen.



(rv/kna 24.05.2014 pr)







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