Der erste Tag der Papstreise: Geistlich und doch politisch
Der erste Tag der
Pilgerreise ins Heilige Land bringt gleich die ganze Realität der Region auf die Tagesordnung:
Flüchtlinge, Konflikte und Kriege zwischen Völkern und Religionen, das Ringen um Frieden.
Gleich die ersten inhaltlichen Sätze der ersten Ansprache setzen diesen Punkt: „Dieses
Land bietet einer großen Zahl von Flüchtlingen aus Palästina, dem Irak und anderen
Krisengebieten, besonders aus dem benachbarten Syrien, das von einem schon allzu lange
andauernden Konflikt erschüttert wird, eine großherzige Aufnahme. Diese Aufnahme verdient
die Würdigung und die Unterstützung der Internationalen Gemeinschaft.“
Es soll
eine Pilgerreise sein, hieß es immer wieder, eine religiöse Reise. Aber wir machen
uns was vor wenn wir glauben, irgend etwas im Nahen Osten sei unpolitisch.
Und
so setzt Papst Franziskus an diesem Tag in Amman seine ersten Signale. Respektvolles
Sprechen über den Islam, ein Anerkennen der Bemühungen des Königs Abdullah um die
Einheit im Islam – auch kein einfaches Unterfangen – und natürlich die Frage der Flüchtlinge,
immer wieder die Flüchtlinge.
Der Frieden fand dann seinen Ort in der Predigt,
ganz in den Gedankengängen, die Franziskus auch in Rom pflegt: „Den Frieden kann man
nicht kaufen: Er ist ein Geschenk, das man geduldig suchen und „von Hand“ aufbauen
muss durch kleine und große Handlungen, die unser alltägliches Leben einbeziehen.
Der Weg zum Frieden festigt sich, wenn wir erkennen, dass wir alle das gleiche Blut
haben und Teil des Menschengeschlechts sind; wenn wir nicht vergessen, dass wir einen
einzigen Vater im Himmel haben und alle seine Kinder sind, geschaffen als sein Abbild,
ihm ähnlich.“
Am Jordan dann wieder Flüchtlinge und Menschen mit Behinderung;
hier schafft es der Papst, geistlich zu bleiben und doch politisch zu sein. Die Taufe
des Herrn zeige das Menschsein Jesu Christi, „mit seiner Liebe gibt er uns unsrer
Würde zurück“. Ein emotionaler Appell zu sehen, wer an all dem in seiner Geldgier
gewinnt: Waffenhändler, die den Konflikt in Syrien ausnutzen. Noch einmal der Dank
an all diejenigen, die den Flüchtlingen helfen, vor allem denen aus Syrien. Und aus
all dem, der Würde, der Liebe und dem Dank, kommt dann der Aufruf des Papstes:
„Ich
wende mich an die Internationale Gemeinschaft, damit sie Jordanien in der Bewältigung
des humanitären Notstands, der sich aus dem Zustrom einer so hohen Anzahl von Flüchtlingen
auf seinem Territorium ergibt, nicht allein lässt, sondern ihre Unterstützungs- und
Hilfsaktion fortsetzt und steigert. Und ich erneuere meinen äußerst besorgten Aufruf
zum Frieden in Syrien. Möge die Gewalt aufhören und das humanitäre Recht geachtet
werden, indem der leidenden Bevölkerung die notwendige Hilfe garantiert wird! Alle
sollen den Anspruch aufgeben, die Lösung der Probleme den Waffen zu überlassen, und
stattdessen zum Verhandlungsweg zurückkehren. Die Übereinkunft kann nämlich einzig
durch den Dialog und die Mäßigung erreicht werden, durch das Mitgefühl mit den Leidenden,
durch die Suche nach einer politischen Lösung und durch das Verantwortungsgefühl für
die Mitmenschen.“
Nicht, dass wir das nicht schon gehört hätten, aber darum
geht es auch gar nicht. Nicht Originalität ist gefragt, sondern Echtheit, Authentizität
und ein nicht Nachlassen in all dem, wofür der Papst mit seinem Einsatz steht.
Beständigkeit
und Nähe in der Begegnung, das sind die beiden Dinge, dir mir auffallen, wenn ich
die Bilder und Worte des Papstes heute noch einmal an mir vorbeiziehen lassen. Es
ist politisch, es ist geistlich, es ist zutiefst menschlich. Ein guter Auftakt für
diese Reise.