Am Samstag fliegt
Papst Franziskus ins Heilige Land: Dort besucht er Jordanien, Palästina und Israel.
Zwar handelt es sich nicht um eine politische Tour, sondern um eine Pilgerreise, wie
er am Mittwoch noch einmal betonte – doch unvermeidlich wird der Papst sich ins Gewebe
nahöstlicher Probleme und Komplikationen verstricken. Israelis ärgern sich, dass er
zunächst nach Palästina reist und die Westbank als entfernt staatliches Gebilde anerkennt;
Palästinenser sind verstimmt, dass Franziskus als erster Papst auch das Grab des Ur-Zionisten
Theodor Herzl besuchen will. Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin
hofft, dass die Visite aus Rom vor allem in ökumenischer Hinsicht Früchte trägt, schließlich
ist ihr Haupt-Anlass ja das Treffen mit dem Ökumenischen Patriarchen der Orthodoxie,
Bartholomaios.
„Und wir hoffen auf eine Frucht des Friedens. Wir wissen
ja, dass der Papst in eine besonders leidgeprüfte Region reist. Ich hoffe, dass die
Reise den Verantwortlichen und allen Menschen guten Willens wirklich helfen wird,
mutige Entscheidungen auf dem Weg des Friedens zu treffen.“
Dass die auf
US-Initiative betriebenen Friedensgespräche zwischen Israelis und Palästinensern vor
kurzem wieder einmal abgestürzt sind, hat den Vatikan verärgert. Er hofft auf ein
baldiges Wiedererstehen des Gespräche-Phönix aus der Asche. Worum geht es?, fragte
das Vatikanfernsehen CTV Kardinal Parolin.
„Auf der einen Seite ist da das
Recht Israels, zu existieren und in Frieden und Sicherheit innerhalb von international
anerkannten Grenzen zu leben. Das Recht des palästinensischen Volkes auf eine souveräne,
unabhängige Heimat, die Reisefreiheit, das Recht auf ein Leben in Würde. Und dann
die Anerkennung des heiligen und universellen Charakters der Stadt Jerusalem, ihres
kulturellen und religiösen Erbes, die Anerkennung als Pilgerziel von Gläubigen der
drei monotheistischen Religionen. Das sind die Punkte, auf denen der Papst besonders
bestehen wird. Das ist – in Anführungszeichen – die ‚Politik‘ des Heiligen Stuhls,
was den israelisch-palästinensischen Konflikt betrifft.“
Aber wie gesagt:
Die Reise dient vor allem der Ökumene. Erstmals in der Geschichte halten die Führer
der katholischen und der orthodoxen Kirchen einen gemeinsamen Gottesdienst in der
Grabes- und Auferstehungskirche von Jerusalem – eine Erinnerung an das historische
Treffen von Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras I. in Jerusalem vor genau fünfzig
Jahren.
„Die Ökumene ist eine der Errungenschaften des Zweiten Vatikanischen
Konzils, und das Treffen zwischen Paul und Athenagoras hat ihr entscheidenden Schwung
verliehen. Manchmal zählen Gesten eben mehr als Worte. Ich wünsche mir, dass das Treffen
zwischen Papst Franziskus und Patriarch Bartholomaios diese Flamme wieder hochzüngeln
lässt. Diesen Enthusiasmus für den ökumenischen Weg, der alle Projekte – an denen
es ja nicht fehlt! – stärker beleben sollte. Die Leidenschaft für die Einheit, die
das letzte Gebet Jesu vor seinem Leiden und Sterben war.“