Papstreise: „Die Grabeskirche ist der wichtigste Ort unseres Glaubens"
Die Papstreise ins
Heilige Land genießt derzeit alle Aufmerksamkeiten - drei Tage, drei Länder, tausende
Journalisten - und es offenbart sich immer mehr ein besonderes Herzstück der Reise:
das Ökumenische Treffen von Papst Franziskus in der Grabes/Auferstehungskirche in
Jerusalem. Papst Franziskus trifft den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel,
Bartholomaios I., zu einer Unterredung, anschließend werden sie eine gemeinsame Erklärung
unterzeichnen. Danach feiern die Vertreter der verschiedenen Kirchen und Konfessionen
im Heiligen Land einen Gottesdienst in der Anastasis, der Grabes- bzw. Auferstehungskirche
in Jerusalem. Warum dieser Ort und diese Begegnung etwas Besonderes ist, erklärt der
aus Malta stammende Ordensmann Noel Muscat. Er gehört der Franziskaner-Kustodie im
Heiligen Land an und ist in ihrem Namen für die Grabeskirche zuständig.
„Es
gab schon so ein ökumenisches Treffen zwischen Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras
vor 50 Jahren. Das war jedoch in der Apostolischen Delegation in Galiläa und nicht
in der Grabeskirche in Jerusalem. Das heißt, es ist etwas ganz besonderes, absolut
historisch. Das erste Mal sehen wir hier die zwei Lungen der Kirche, so hat das Papst
Johannes Paul der II. genannt, im Zentrum der Christenheit. In Jerusalem, wo Jesus
Christus den Passionsgang gegangen ist und wo er auferstanden ist.“
Warum
ist nun der Ort der Grabeskirche so wichtig für uns Christen?
„Es ist
nicht nur ein wichtiger Ort für uns Christen, es ist ein Ereignis, ein historischer
Ort. Die Pilger müssen lachen, wenn die Reiseleiter sagen, hier sagt man, dass Jesus
auferstanden sei. Die Grabes/Auferstehungskirche ist das Ereignis schlechthin unseres
Glaubens. Wer hier herkommt, will das feiern und den Glauben ehren, den wir seit unserer
Taufe bekennen. Also das ist der wichtigste Ort unseres Glaubens, wie es auch viele
antike Dokumente sagen. Es ist für uns das kosmische und theologische Zentrum. Als
Jesus auferstanden ist, hat er uns gerettet.“
Die Grabeskirche/Auferstehungskirche
ist für alle christlichen Konfessionen ein wichtiger Ort, es ist der „Hotspot“ in
Jerusalem. Sechs christliche Konfessionen teilen sich die Kirche. Die Hauptverwaltung
haben die griechisch-orthodoxe, die römisch-katholische und die armenisch-apostolische
Kirche inne. Im 19. Jahrhundert kamen die syrisch-orthodoxe und die äthiopisch-orthodoxe
Kirche sowie die Kopten hinzu. Und unter normalen Umständen können die verschiedenen
christlichen Konfessionen nur nach einem genau geregelten Zeitplan, getrennt voneinander,
die Kirche betrachten. Daher auch die Sensation des gemeinsamen Gottesdienstes. Wann
die Grabeskirche aufsperrt, entscheidet aber eine muslimische Familie: Der neutrale
Wächter eines der bedeutendsten Heiligtümer des Christentums ist Muslim.
„Das
hat historische Gründe. Wir wissen, Sultan Saladin hat nach 637 das Recht der Öffnung
der Basilika an die muslimische Familie übergeben. Die Christen mussten also zahlen,
um die Kirche zu sehen. Das ist über die Jahrhunderte so geblieben - das ist der berühmte
Status Quo, das sind die Regeln einer friedvollen und gemeinsamen Gemeinschaft hier.
Die muslimischen Familien haben heute hier ihre Rolle als Wächter. Das gehört auch
zu diesem heiligen Ort, und viele kommen am Morgen und am Abend, um zu sehen, wie
die Tür der Kirche geöffnet und geschlossen wird."
Papst Franziskus reist
von 24.-26. Mai ins Heilige Land. Am Sonntagabend hält er den ökumenischen Gottesdienst
in der Grabeskirche/Auferstehungskirche von Jerusalem.