Fußball-WM in Brasilien: Aktion gegen Menschenhandel
Wenn am 12. Juni Brasilien
und Kroatien mit dem ersten Spiel die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien eröffnen,
dann ist das ein Fest für die Menschen weltweit. Leider ist das Sportereignis aber
auch eine Gelegenheit für eine der großen Plagen der Menschheit: Den Menschenhandel.
Darauf wiesen an diesem Dienstag Vertreter von Ordensgemeinschaften bei einer Pressekonferenz
im Vatikan hin. Sie stellten ein Projekt vor, bei dem sich Ordensleute gegen den Menschenhandel
einsetzen. Träger der Aktion ist das internationale Netzwerk „Talitha Kum“, benannt
nach den Worten Jesu, mit denen er die Tochter des Jairus zum Leben erweckte. Papst
Franziskus hatte den Menschenhandel im April diesen Jahres einen „Stachel im Fleisch
der Menschheit und im Fleisch Christi“ genannt, zitierte Kardinal João Braz de Aviz,
Präfekt der Kongregation für die Orden und selbst Brasilianer, den Papst. In diesem
Geist wolle die Initiative tätig werden.
Schwester Carmen Sammut, Präsidentin
der internationalen Union der Ordensoberinnen, betonte die Wichtigkeit der Öffentlichkeit
für solche Fragen. Der Profit aus Menschenhandel, besonders aus sexueller Sklaverei,
sei enorm. Nur eine verstärkte Aufmerksamkeit der Menschen für das Problem könne dieses
Verbrechen wirkungsvoll bekämpfen.
„Wir müssen den Menschen klar machen,
was am Rande dieser großen Events wie der Fußballweltmeisterschaft passiert und auf
das Leiden der Menschen, die da ‚gehandelt’ werden. Ohne dieses Bewusstsein, ohne
ein gemeinsames Handeln zu Gunsten der Menschenwürde, könnte die Weltmeisterschaft
eine große Schande für die Menschen werden anstatt ein Fest zu sein.“
Schwester
Gabriella Bottani koodiniert die Initiative von „Talitha Kum“ gegen den Menschenhandel
in Brasilien, sie schilderte bei der Pressekonferenz, was genau man in dem Land in
den kommenden Monaten tun wolle.
„Konkret nutzt die Kampagne die Medien
und soziale Netzwerke, um die Bevölkerung über die Gefahren zu informieren und für
den Menschenhandel zu sensibilisieren. Wir wollen vermitteln, wie man in solchen Fällen
einschreiten kann. Es gibt Material in portugiesischer Sprache, und wir dokumentieren
alle Aktionen über Facebook. Darüber hinaus gibt es aber auch andere Aktionen: So
wurde etwa in Brasilia am 8. Mai ein großer Fackelumzug veranstaltet, um an die Opfer
des Menschenhandels zu erinnern. In Recife gab es eine öffentliche Debatte nach einer
Messfeier und in São Paulo finden Treffen und Begegnungen in Schulen und Sozialprojekten
statt. In Fortaleza, Recife, Natal, Curitiba, Salvador Bahia und Porto Alegre werden
Flugblattaktionen an Touristenorten und an den Flughäfen stattfinden.“
Man
freue sich auf die WM, und natürlich wolle man auch gewinnen, so Schwester Gabriella.
Sinn der Aktion sei aber auch, dass sich die Stimmen nicht nur zum Jubel erheben,
sondern auch gemeinsam mit denen, die glauben, dass das Leben eben nicht wie ein Fußballspiel
sei, in dem der Bessere gewinne. „Wir haben alle das Recht, zu ,gewinnen‘ und ein
Leben in Freiheit zu führen.“ Brasilien sei in seiner sozio-ökonomischen Situation
besonders, so Schwester Gabriella weiter:
„Brasilien ist zugleich Ursprungs-,
Ziel- und Transitland des Menschenhandels und des finanziellen Gewinns daraus. Der
Handel geschieht im Inneren des Landes, unseren Zahlen nach vor allem in Amazonien
und im Nordosten des Landes an der Küste. Es sind vor allem junge Frauen und Mädchen
aus armen Familien, um die es hier geht. Ziel ist ihre sexuelle Ausbeutung.“
Was
den Handel mit Menschen gewinnbringend mache, seien einerseits fehlende Informationen
über diese Form der modernen Sklaverei. Die Darstellung von Frauen als sexuelles Konsumobjekt
in der Werbung sei ein weiteres, so Schwester Gabriella. Große Events würden dies
noch einmal bestärken.
„Unserer Erfahrung nach steigt das Risiko sexueller
Ausbeutung und anderer Formen von Menschenhandel während dieser Ereignisse – während
der Weltmeisterschaften in Deutschland und Südafrika gab es etwa einen Anstieg um
etwa 30 bis 40 Prozent. Wir wollen mit der Kampagne auf das aufmerksam machen, was
jenseits des Glanzes dieses Großereignisses stattfindet. Wir möchten, dass diese Weltmeisterschaft
etwas Positives wird und eine Kultur der Würde und des Lebens fördert.“