Papstreise ins Heilige Land: Drei Länder, drei Weltreligionen und die Ökumene
In gut einer Woche
beginnt die Papstreise ins Heilige Land, an diesem Donnerstag wurden die mitfahrenden
und berichtenden Journalisten aus Rom über die Einzelheiten unterrichtet. Für unsere
Redaktion in Jerusalem dabei ist Pater Bernd Hagenkord.
Drei Tage und drei
Länder, insgesamt 14 Ansprachen, das klingt auf den ersten Blick sehr viel. Ist das
Programm so eng, wie es sich liest?
„Wir haben bei der Vorstellung des
Programms erst einmal erst einmal gestaunt, wie dicht gepackt es ist. Es sind nur
drei Tage, inklusive der Flüge, und dabei hält der Papst 14 Ansprachen oder Predigten.
Das ist viel. Selbst wenn man bedenkt, dass die Distanzen im Heiligen Land nicht sehr
groß sind, bleibt das für jeden anstrengend. Die Organisatoren haben ein großes Gewicht
auf den Sinn der Reise als Pilgerreise gelegt, der Papst kommt ja als Pilger. Protokollarische
Punkte gibt es selbstverständlich – schließlich ist der Papst ein Staatsoberhaupt
auf Reisen – aber der Charakter bleibt klar, es ist eine Pilgerreise.“
Anlass
der Reise ist der Jahrestag der ersten Begegnung zwischen dem ökumenischen Patriarchen
von Konstantinopel, Athenagoras, mit Papst Paul VI. im Januar 1964, wie prägt das
das Programm der Reise?
„Es ist ganz klar das Herzstück. Papst Franziskus
und Patriarch Bartholomaios werden sich insgesamt vier Mal begegnen, sie werden einen
gemeinsamen Gottesdienst feiern – übrigens das erste Mal überhaupt, dass in der Auferstehungskirche
von Jerusalem ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert wird, und sie werden eine gemeinsame
Erklärung unterzeichnen. Und wer die bisherigen Begegnungen der beiden verfolgt hat,
wird mir zustimmen wenn ich sage, dass das keine Pflichttermine sind, sondern dass
für beide diese Annäherung persönlich sehr wichtig ist. Als Bartholomaios den Papst
direkt nach seiner Wahl begrüßte, nannte Franziskus ihn „Bruder Andreas“, der Nachfolger
des Apostels Petrus trifft den Nachfolger des Apostels Andreas, den Bruder des Petrus.
Hier geschieht ein gutes Stück Ökumene.“
Was wird darüber hinaus noch besonderes
passieren?
„Vielleicht sollte man drei Termine extra nennen: Am Jordan
wird der Papst Flüchtlinge und Jugendliche mit Behinderung treffen, in Palästina in
einem Flüchtlingslager junge Flüchtlinge und in Amman werden während der heiligen
Messe 1.400 palästinensische Kinder zur Erstkommunion gehen. Das zeigt etwas, wo der
Papst neben der Ökumene das Schwergewicht der Reise sehen will.“
Die Reise
ist im vergangenen Jahr angekündigt worden, die Vorbereitung war – auch wegen des
Streiks des diplomatischen Dienstes in Israel – nicht einfach, hat sich das auf das
Programm niedergeschlagen?
„Zunächst einmal wurden wir tatsächlich von
den Organisatoren auf die vielen Komplikationen hingewiesen. Die Reise betrifft drei
Länder – Jordanien, Palästina und Israel in dieser Reihenfolge – und dann auch noch
drei Weltreligionen und eine ganze Reihe von christlichen Konfessionen und Kirchen.
Zweitens ist das ja eine gemeinsame Reise, denn das Herz der Pilgerfahrt sind ja wie
gesagt die Treffen mit dem ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I., dem Ehrenoberhaupt
der Orthodoxie, auch das musste koordiniert sein. Dazu kommen dann protokollarische
Fragen, Sicherheitsfragen und so weiter, so dass die Organisation wirklich ein Meisterstück
aller Beteiligten ist.“
Dies ist die zweite internationale Reise des Papstes,
bei der ersten zum Weltjugendtag gab es viele Fragen zur Sicherheit, die Bilder des
Papstes in dem Auto, das sich verfahren hatte und von Menschen umringt war gingen
um die Welt. Ist Sicherheit ein Thema?
„Im Nahen Osten ist Sicherheit immer
ein Thema. Aber der Papst hat ganz klar gemacht, wie er reisen möchte: Ohne Staatskarossen
und wenn er sich unter Menschen begibt in einem offenen Jeep, nicht im abgedeckten
Papamobil. Da ist er sehr klar. Sicherheit ist ein Thema, aber keines, das der Papst
die Reise zu sehr dominieren lässt.“
Sie reisen selber auch nach Jerusalem,
um für uns zu berichten, worauf freuen Sie sich besonders oder an was haben Sie die
größten Erwartungen?
„Die Menschen dort. Mich interessiert, wie die Menschen
vor Ort, Christen verschiedener Kirchen, Muslime und Juden, auf den Papst und das,
was er zu sagen hat, reagieren. Wie die Ökumene und der Dialog bei den Menschen vor
Ort ankommen, die es ja wirklich seit Jahrzehnten nicht leicht haben, in allen drei
Ländern nicht. Das zu erleben freue ich mich.“