Es kann keinen Christen
geben, wenn es nicht auch die Kirche gibt. Das sagte der Papst an diesem Donnerstag
in der Frühmesse in der Casa Santa Marta. Ein Gläubiger sei niemals allein, sondern
immer in Begleitung von Jesus und vom Volk Gottes. Ausgehend von der Ersten Lesung
aus der Apostelgeschichte erläuterte der Papst, dass die Apostel bei der Verkündigung
der Frohen Botschaft nicht mit der Geschichte Jesu begannen, sondern mit jener des
Volkes Gottes.
„Denn man kann einen Christen nicht als einzelner verstehen,
man kann auch nicht Jesus als einzelner verstehen. Jesus Christus ist nicht vom Himmel
herab gefallen wie ein Held, der gekommen ist, um zu retten. Nein, Jesus Christus
hat eine Geschichte hinter sich. Und wir können behaupten, dass dies stimmt: auch
Gott hat eine Geschichte, weil er mit uns gehen will. Und man kann Jesus nicht verstehen,
wenn man seine Geschichte ausblendet. Das gilt also auch für alle Christen; ein Christ
ohne Kirche ist unverständlich. Das ist ein künstlich erschaffenes Ding, das kein
Leben weiter geben kann.“
Das Volk Gottes schreitet jeweils mit einem Versprechen
Gottes voran. Dies müsse einem jeden Gläubigen bewusst sein. Deshalb sei es wichtig,
dass Christen die Erinnerung an die Vergangenheit wachhielten.
„Ein Christ
ist immer auch einer, der sich an die Geschichte seines Volkes erinnert. Er erinnert
sich an den Weg, den das Volk und die Kirche bisher gegangen ist. Es geht um die Erinnerung
der gesamten Vergangenheit. Aber, wohin geht denn dieses Volk? Er geht zum endgültigen
Versprechen Gottes. Es ist ein Volk, dass zur Vollkommenheit hin schreitet. Deshalb
ist der Christ und die Christin ein Mensch, der Hoffnung hat. Das ist nicht ein bloßes
Erwartungsgefühl, sondern mehr! Das heißt vorwärts gehen! Es ist eine Hoffnung, die
niemals enttäuscht.“
Ein Christ ist aber auch einer, der um die Gabe der
Erinnerung bittet und vorwärts schaut, fügte Franziskus an.
„Denken wir
– und es tut uns gut, dies zu denken – wie unsere christliche Identität ist. Wir gehören
einem Volk an, der Kirche. Ohne sie sind wir keine Christen. Wir sind in die Kirche
durch die Taufe eingetreten. Deshalb müssen wir stets um die Gabe der Erinnerung beten.
Es geht um die Erinnerung an die Geschichte des Volkes und der Kirche, aber auch um
die eigene Geschichte: was hat Gott mit mir persönlich gemacht? Wie ist er in meinem
Leben eingetreten? Um Hoffnung bitten heißt also nicht, optimistisch zu sein, nein.
Das ist etwas anderes. Es geht darum, jeden Tag aufs Neue um den Bund mit Gott zu
beten, der uns berufen hat. Möge Gott uns die Gabe der Erinnerung, der Hoffnung und
der Erneuerung des Bundes schenken.“