In zehn Tagen reist
Papst Franziskus nach Amman, und die Jordanier freuen sich schon auf den Besuch. Das
konnte Kurienkardinal Jean-Louis Tauran feststellen. Der Leiter des Päpstlichen Dialogrates
war in den letzten Tagen zu einer Konferenz in Jordanien. Er berichtet im Gespräch
mit Radio Vatikan:
„Die ganze Stadt macht sich an die Arbeit; überall hängen
schon Plakate, die Bischöfe haben ihre Pfarreien mobilisiert, und die Stimmung wirkt
sehr freudig und aufgeschlossen dem Papst gegenüber. Das ist ja auch ein sehr gastfreundliches
Volk, und seine Sympathie für Franziskus ist sehr groß: Der Papst ist sehr populär.“
Tauran
hat in Amman an einem katholisch-islamischen Kolloquium zum interreligiösen Dialog
teilgenommen; es wurde u.a. vom Königlichen Institut für interreligiöse Studien veranstaltet.
Thema war die Bildung.
„Wir haben solche Treffen mittlerweile alle zwei
Jahre, in der Regel. Wir waren uns diesmal sehr einig darin, wie wichtig die Schulbildung
ist – und dass eine gute Bildung in der Familie beginnt. Außerdem haben wir eine Art
Dekalog über kulturelle Zusammenarbeit auf der Basis gemeinsamer Überzeugungen geschrieben:
die ‚Zehn Gebote von Amman‘. Da geht es u.a. darum, dass Pluralismus nicht als Gefahr,
sondern als Chance gesehen werden sollte.“
Der aus Frankreich stammende
Kardinal führte in Amman auch Gespräche mit muslimischen Denkern und Verantwortlichen
zum Thema Religion und Gewalt.
„Wir haben sehr insistiert auf der Tatsache,
dass im Augenblick kein Religionskrieg im Gang ist, und dass die Krisen im Nahen Osten
nicht die Religion zur Ursache haben. Stattdessen ist die Religion eine Dimension
der Lösung dieser Probleme, weil man die Welt von heute ohne den Faktor Religion nicht
verstehen kann. Unsere muslimischen Freunde haben herausgestellt, dass nicht die Religionen,
sondern Ignoranz und Vorurteile die Wurzel der Krisen sind.“
Er
habe Gewalt im Namen Gottes scharf verurteilt, betont Kardinal Tauran. Vorlage war
für ihn eine Formulierung, die der frühere Papst Benedikt XVI. nach dem Streit um
seine „Regensburger Rede“ 2006 geprägt hat.
„Ich habe mit Benedikts Worten,
die sehr scharf sind, gesagt: Solche Gewalt ist eine moralische Perversion! Und darin
sind sich alle einig.“