Internationaler Tag der Familie: „Ein Vater ist kein Bruder“
„Love is our mission:
the family fully alive”, „Liebe ist unser Auftrag: Die lebendige Familie”, so lautet
das Thema des Weltfamilientages, der im kommenden Jahr in Philadelphia in den USA
stattfinden wird. Es nimmt bezug auf den Kirchenvater Irenäus und seinen Satz: „Die
Herrlichkeit Gottes ist der lebende Mensch.” Charles J. Chaput, Erzbischof der Stadt,
und der Präsident des Päpstlichen Familienrates Vincenzo Paglia stellten das Thema
gemeinsam bei einer Pressekonferenz vor. Gegenüber Radio Vatikan erläutert Erzbischof
Paglia, was das Thema praktisch bedeuten kann:
„Ich glaube, dass es unerlässlich
ist, die Verbindung zwischen den Generationen wieder zu stärken. Heute spricht man
vom Verschwinden der Väter – dass viele Väter die Aufgabe der Erziehung ihrer Kinder
vernachlässigen. Wenn man zu seinem Kind sagt, ,Ich bin dein Bruder‘, hat man nicht
die Verantwortung verstanden, die ein Vater hat. Deshalb glaube ich, dass es dringlich
ist, dass die Kirche die intergenerationale Perspektive neu entdeckt, um dort dann
wie Sauerteig in der Gesellschaft zu wirken.“
Der Internationale Tag der
Familie wurde 1993 durch eine Resolution der UN-Versammlung geschaffen, um die öffentliche
Unterstützung für Familien als grundlegende Einheit der Gesellschaft zu verstärken.
Deswegen spricht Paglia auch an diesem Donnerstag, dem Internationalen Tag der Familie,
vor den Vereinten Nationen in New York.
„Die Familie, die der sozialen
Organisation vorangeht, muss diese inspirieren. Ich bin außerordentlich froh, dass
die Vereinten Nationen die Regierungen durch den Internationalen Tag der Familie dazu
drängen wollen, die Familie ins Zentrum ihrer Politik zu stellen. Denn ohne die Familie
schwächt sich die Geschichte im Grunde selbst. Der Heilige Stuhl ist sich der Dringlichkeit
dieses Themas bewusst. Er will unterstreichen, dass die Familie wegen ihrer besonderen
Konstitution – und ich spreche von der Mehrheit unserer Familien, von Vätern, Müttern,
Kindern, Großeltern und Enkeln – dass diese Familie die wichtigste Ressource für unsere
Gesellschaften ist und die Entwicklung unserer Gesellschaften in einem menschlichen
Maß.“
Neben diesem Anliegen geht es bei dem Motto-Tag um gesellschaftliche
Gleichberechtigung, das Recht auf freie Wahl des Ehepartners, um Frauen- und Kinderrechte
und den Schutz der Familie vor staatlichen Eingriffen. Beim XXI. Weltfamilientag stehen
nun die soziale Integration und das Verhältnis der Generationen im Mittelpunkt.
„Eine
Tendenz wie in Europa, eine ,entfamiliarisierte‘ Gesellschaft zu schaffen, also monopersonelle
Familien zu kreieren, deutet darauf hin, dass wir die Verbindung zu den anderen Menschen
vernachlässigt haben, weil sie uns zu anstrengend ist, und weil wir es für unerträglich
halten, sich ein Leben lang an einen Menschen zu binden. Das bedeutet jedoch, dass
am Ende nur das ,Ich‘ zählt, nur wir selbst – und das ist ein klarer Weg, die Sozialität
und das Leben der Menschen von innen heraus zu zerstören.“
Die christliche
Familie habe hier die Aufgabe, „die Werte der menschlichen Familie zu vertiefen“,
ergänzte der Kurienerzbischof. Neben Paglia sprechen am Donnerstag der argentinische
Rabbiner Abraham Skorka aus Buenos Aires und der Botschafter von Katar, der Muslim
Nassir Abdulaziz al-Nasser, vor der UNO über die Familie.
Weltfamilientreffen
2015 in Philadelphia mit dem Papst? Das achte Weltfamilientreffen findet
vom 22. bis 27. September 2015 im US-Bundesstaat Pennsylvania statt. Es ist das achte
Treffen seiner Art. Wegen der beiden bevorstehenden vatikanischen Synoden zur Familien-
und Ehepastoral im Herbst 2014 und 2015 wird dem internationalen Großereignis zusätzliche
Bedeutung beigemessen. Ob Papst Franziskus 2015 zum Weltfamilientreffen nach Philadelphia
reist, wird sich noch zeigen. An fünf der bisher sieben internationalen Familientage,
die 1994 ins Leben gerufen worden waren, hatten die Päpste Johannes Paul II. und Benedikt
XVI. teilgenommen.