Italien: Italien soll im Umgang mit Flüchtlingen Vorbild sein
Vor der Küste Libyens
hat sich ein neues Flüchtlingsdrama abgespielt. Noch ist nicht klar, wie viele Menschen
bei ihrer Flucht nach Europa ertrunken sind, italienische Nachrichtenagenturen sprechen
von 17 Toten auf Lampedusa und wahrscheinlich noch 200 weiteren vermissten Personen.
200 Migranten konnten von den italienischen Schiffen der Initiative „Mare Nostrum“
gerettet werden. Die italienische Regierung fordert immer lauter finanzielle Hilfen
der EU ein; doch das ist zu wenig, sagt Bischof Domenico Mogavero – er ist der Verantwortliche
der sizilianischen Bischöfe für Migration und sieht eine Chance für Italien, jetzt
richtig zu handeln.
„Italien kann nicht vor Europa stehen und sagen: Wir
brauchen Geld, um dieses Problem zu lösen. Italien soll einen Vorschlag bringen, in
den ganz Europa involviert sein kann. Einen konkreten Vorschlag, mit einer Perspektive.
Bis jetzt ist es Italien immer nur um Geld gegangen. Und dann ist es klar, dass Europa
sagt: ‚Na gut, wir geben dir Geld, wenn wir es haben.‘ Wenn wir umdenken und politische
Vereinbarungen mit den südmediterranen Länder abschließen, dann können wir vielleicht
wirklich etwas ändern.“
In einer Talkshow hatte der italienische Premierminister
Matteo Renzi am Montagabend gesagt, Europa könne Italien „nicht vollkommen alleine
lassen“. Europa rette zwar die Banken, sehe aber den Kindern beim Sterben zu, so
der Premier. Das Mittelmeer sei nicht die Grenze von Italien, sondern die Grenze von
Europa, betonte der sozialdemokratische Premier mit seiner Forderung nach finanzieller
Unterstützung.
EU–Innenkommissarin Cecilia Malmström zeigte sich „tief schockiert“
von der erneuten Katastrophe und betonte in Brüssel, dass es die Verantwortung aller
EU-Mitgliedstaaten sei „jetzt konkrete Solidarität zu zeigen, um die Wiederholung
solcher Tragödien zu vermeiden.“ Sie forderte die Umsetzung eines Aktionsplans, den
Brüssel nach der Flüchtlingstragödie vor Lampedusa Anfang Oktober aufgestellt hatte.