Syrien: Kirchen wünschen mehr Objektivität von westlichen Medien
Christen in Syrien
erwarten sich mehr Solidarität von den Christen im Westen. Das ist das Ergebnis einer
Konferenz syrischer Kirchenführer im schweizerischen Genf. Ziel der Beratungen war
es, dass die syrischen Kirchen endlich mit einer Stimme sprechen. Vertreten waren
folgende Konfessionen: syrisch-orthodox, griechisch-orthodox, melkitisch-katholisch
und römisch-katholisch.
Christen wie Muslime leiden gleichermaßen unter dem
Krieg, so die syrischen Kirchenchefs. Der Krieg werde „vom Ausland mitgeschürt, durch
Waffen und Kämpfer“. Westliche Medien berichteten über die Lage in Syrien oft nur
einseitig, sie stützten sich vor allem zu häufig auf Informationen des „Syrischen
Menschenrechts-Observatoriums“, dabei sei diese von Großbritannien aus operierende
Einrichtung nicht neutral, sondern stehe der Opposition nahe. Die Kirchenführer ermuntern
die westlchen Medien, sich stärker um Quellen in Syrien selbst zu bemühen: Dort arbeiteten
viele free-lance-Journalisten, die vor Ort seien und die Lage genau kennten. Vieles
von dem, was in Syrien vor sich gehe, finde nie seinen Weg in westliche Medien, und
häufig fielen westliche Journalisten auch auf Täuschungsmanöver von Rebellengruppen
herein. So hätten Rebellen in Jisr al-Choughur beim Überfall auf einen Sicherheitsposten
120 Soldaten ermordet, doch im europäischen Fernsehen werde behauptet: „Die Armee
hat die Soldaten getötet, weil sie sich geweigert haben, auf die Menge zu schießen.“
Der
frühere katholische Bischofsvikar von Aleppo, Giuseppe Nazzaro, ärgerte sich in Genf
darüber, wie westliche Medien über die Menschenrechtslage in Syrien schreiben. Statt
immer nur Präsident Assad die Schuld an Menschenrechtsverletzungen zu geben, sollten
sie recherchieren, wie es in der Region zwischen Mittelmeer und Persischem Golf allgemein
um die Menschenrechte stehe, so der italienische Bischof, der fast sechzig Jahre im
Orient verbracht hat. „Schauen Sie sich vor allem die Lage in den Ländern an, die
die syrischen Rebellen unterstützen“ – damit zielte er auf Saudi-Arabien und Katar.
Die syrischen Kirchenführer fragten sich bei ihrer Genfer Konferenz auch,
warum Muslime auf internationaler Ebene nicht gegen Grausamkeiten protestieren, wie
sie islamistische Gruppen etwa in der Stadt Raqqa praktizieren. In einer gemeinsamen
Erklärung fordern Syriens Christen alle Konfliktparteien auf, die Waffen ruhen zu
lassen und in Gespräche einzutreten. Auswärtige Mächte sollten endlich aufhören, Waffen,
Geld oder sogar Kämpfer nach Syrien zu schleusen.