Heiliger Stuhl auf Turiner Buchmesse: Wo Welt Kultur macht
Zum ersten Mal ist
der Heilige Stuhl als Ehrengast auf der Turiner Buchmesse „Il Salone del Libro“ präsent.
Für das Ereignis hat sich der Päpstliche Kulturrat etwas ganz Besonderes ausgedacht,
erzählt im Interview mit Radio Vatikan Pasquale Iacobone, Mitglied des Rates und derzeit
in Turin:
„Wir wollten, dass der Heilige Stuhl hier mit einer emblematischen
Struktur vertreten ist: mit einer ,Kuppel aus Büchern‘ – einer Kuppel, die den ganzen
literarischen, kulturellen und künstlerischen Reichtum des Erbes des Heiligen Stuhles
zusammenfasst. Es geht dabei auch um Kunstwerke, die sich auf die literarische Kultur
beziehen und deren Spektrum von der frühchristlichen Zeit bis in die Gegenwart reicht.
Wir wollten dabei die Komplexität der Geschichte des Heiligen Stuhles und der katholischen
Kirche zeigen und ihr Verhältnis zur Welt der Bücher, der Kultur, der Kunst. Natürlich
geht dieses Unternehmen weit über einen Stand auf einer Buchmesse hinaus….“
Die
Kuppel ist der des Petersdoms nachempfunden und mit Bildern unzähliger Buchrücken
gestaltet. Das vatikanische Verlagshaus "Libreria Editrice Vaticana "(LEV) ist dabei
in diesem Jahr mit 700 Titeln vertreten, ein Bereich ist dabei Publikationen rund
um Papst Franziskus gewidmet. Weiter sind Publikationen der Vatikanischen Museen,
der Vatikanbibliothek, des Päpstlichen Kulturrates und der Päpstlichen Akademien zu
sehen. Doch nicht nur moderne Bücher sind am Stand zu bewundern - auch seltene Kunstwerke
wie römische Marmorfragmente aus dem III. und IV. Jahrhundert und historische Schriften
wie ein Stundenbuch aus dem XV. Jahrhundert sind dort zu bewundern.
Das vatikanische
Verlagshaus war zwar schon auf der Buchmesse vertreten, der Heilige Stuhl als solcher
aber noch nie. Der Stand mit der prächtigen Kuppelform komme auf der Buchmesse gut
an, erzählt Iacobone. Ob ein Stand bei dieser internationalen Bücherschau, ein eigener
Pavillon auf der vergangenen „Biennale“ in Venedig oder demnächst auf der Weltausstellung
„Expo“ in Mailand – der Heilige Stuhl ist heute fast selbstverständlich Protagonist
der Gegenwartskultur. Dass die Kirche ein reiches kulturelles Erbe anzubieten hat,
ist bekannt. Dass sie in den letzten Jahren wieder aus dem Elfenbeinturm herauskam,
eher neu. Iacobone:
„Die kulturelle Politik, die in den letzten Jahren vor
allem von Kardinal Gianfranco Ravasi, dem Präsidenten des Päpstlichen Kulturrates,
vorangetrieben wurde, ist folgende: Es geht darum, die Kirche wieder dorthin zu bringen,
wo Kultur produziert wird, nicht mit einem triumphalen Ton, sondern mit Größe und
kultureller Tiefe: Das kann die Biennale von Venedig sein, die Expo in Mailand – jeder
Ort, wo Welt mit all ihren Schwierigkeiten und Kontrasten und ihrer Wahrheit zusammenkommt.“
Unter Papst Benedikt XVI. hatte der Vatikan verstärkt das Gespräch mit
Nicht-Glaubenden gesucht: Die mobile Dialogplattform „Vorhof der Völker“, die auch
unter den Fittichen des Päpstlichen Kulturrates steht, zog bis heute durch die ganze
Welt und verwickelte Atheisten, Gläubige und Experten aller Disziplinen und Religionen
in einen fruchtbaren Austausch. Was plant der Vatikan für die Expo in Mailand. Ein
paar Details kann Pasquale Iacobone vom Päpstlichen Kulturrate schon verraten:
„Es
wir eine Anlage, einen Pavillon des Heiligen Stuhles geben, der im generellen Kontext
der Expo, wenn man so will, eine provokative Sicht bietet. Es geht ja um das Thema
der Welternährung. Wir haben als Thema ,Nicht vom Brot allein‘ gewählt, weil wir möchten,
dass man nicht allein über Probleme der Ernährung spricht (…), sondern über eine Nahrung,
die alle Bereiche des Menschen berührt: Herz, Seele, das Innenleben…“
Die
27. Ausgabe der Turiner Buchmesse geht noch bis zum 12. Mai 2014, die Expo Mailand
findet vom 1. Mai bis 31. Oktober 2015 statt.