5. Mai – das ist der
Welttag der Hebammen. In Deutschland erlebt dieser uralte Beruf gerade eine Krise,
es geht um unbezahlbare Versicherungen für die Hebammen. Anlässlich des Tages wollen
wir den Blick auf Hebammen in Afrika lenken. Jedes Jahr sterben mehr als 500.000 Mütter
während der Schwangerschaft oder bei der Entbindung, besonders viele in Afrika südlich
der Sahara. Woran liegt das? Das wollten wir von Schwester Raphaela Händler wissen.
Die ausgebildete Frauenärztin und Missionsbenediktinerin wirkt seit mehr als 40 Jahren
in Afrika, in Namibia und zuletzt wieder in Tansania.
„Der Grund dafür
ist in erster Linie, dass eine sehr schlechte Überwachung der Geburten stattfindet.
Und auch, dass die Hebammen sehr wenig Möglichkeiten haben, sowohl in Bezug auf Ausrüstung
mit Instrumenten als auch auf Medikation. Mein Bemühen ganz früher war, da ich möglichst
Frauen und Kinderleben retten wollte, die Frauen möglichst zur Geburt ins Krankenhaus
zu bringen. Aber das ist vielfach nicht möglich. … Und dann machte ich den Umdenkprozess
durch, wenn sie nicht zu uns kommen, müssen wir zu ihnen gehen. Und ich habe mit den
traditionellen Hebammen begonnen, Ausbildungen zu machen, sodass sie frühzeitig erkannten,
was zum Beispiel Risikogeburten sind, die auf jeden Fall im Krankenhaus entbinden
müssen. Das hat uns viel geholfen, und die Frauen waren sehr denkbar. Die traditionellen
Hebammen sind ja auch zum Teil enorm mutig. Wenn sie zum Beispiel in einer Lehmhütte
nachts nur bei einer Kerosinfunzel ohne fließendes Wasser sich auch nur daran wagen,
einer anderen Frau zu helfen, das Kind zur Welt zu bringen.“
Was wünschen
sich afrikanische Mütter am meisten von ihren Frauenärzten bzw. Hebammen, wenn welche
vorhanden sind: Mehr Unterstützung bei der Familienplanung, sprich Aufklärung, wünschen
sie sich im Schnitt weniger Kinder, als sie effektiv bekommen, oder wünschen sie sich
mehr medizinische Betreuung bei Schwangerschaft und Geburt?
„Das wichtigste
ist, dass der eigentliche Geburtsvorgang relativ sicher verläuft. Jede Frau weiß,
und das ist sicher noch mehr bewusst als hier, dass das mit Lebensgefahr verbunden
ist. Familienplanung ist unterschiedlich, wie das gehandhabt wird. Wie in den westlichen
Ländern ist es so, wenn der Bildungsstand und die Berufstätigkeit zunehmen, dann wollen
sie nicht mehr so viele Kinder. Auf dem Land habe ich teils noch Familien mit neun
oder zwölf Kindern, obwohl zum Beispiel Tansania seit vielen Jahren schon von der
Regierung aus gewünscht hat, dass der Abstand zwischen den Kindern wenigstens drei
Jahre beträgt, was ja sinnvoll ist, und auch eine Familienplanung anbietet. Das ist
unterschiedlich, wie das angenommen wird.“
Schwester Raphaela, Sie arbeiten
seit vielen Jahren mit katholischen Hilfswerken wie missio zusammen und sind darüber
hinaus eine der bekanntesten und mit vielen Auszeichnungen geehrten Ordensfrauen Deutschlands.
Sie haben auch gerade ein Buch geschrieben über Ihr Leben und Ihr Wirken: „Mit Hand
und Herz: Mein Leben für Afrika“. Was ist die wichtigste Erfahrung, die Sie in Ihrer
Arbeit für Frauen und Mädchen in Afrika machen?
„Ich hatte in Afrika schon
einige Jahre als Allgemeinärztin gewirkt, und dann habe ich mir gewünscht und konnte
es auch machen die Fachärztin als Frauenärztin, eben weil mir die Frau besonders am
Herzen lag und ich auch sah, wie schwer es die Frauen haben. Einerseits mit den vielen
Geburten, dann mangelnde Partnerschaft, das hierarchische Verhältnis, und dass ich
etwas dazu beitragen konnte, hat mich immer froh gemacht. Übrigens auch das genaue
Gegenteil: Die Frauen, die keine Kinder bekommen konnten oder können, die haben ja
zum Großteil überhaupt keinen sozialen Status. So hatte ich meine besondere Sprechstunde
für Frauen mit Kinderwunsch, die waren besonders gut angesehen, sehr sehr viele Patientinnen.
Darüber
hinaus sage ich, ganz allgemein: ich bin ja nicht bloß Frauenärztin, sondern als Ordensschwester,
als Missionsbenediktinerin Frauenärztin. Und so möchte ich noch mehr als dieses Heil
der Frauen, das übergreifende Heil der Frauen in Jesus Christus aufzeigen. Durch das
Heilende wirken. Deswegen habe ich auch den schönen Namen Raphaela, Gott heilt; zunächst,
sag ich immer, mich, aber durch mich dann hoffentlich andere Menschen. Das ist das
körperliche Heil, das geistige und seelische Heil und am Ende, wie wir hoffen, der
Glaube in Jesus Christus für alle, ob sie nun Christen sind oder Naturreligionen angehören
oder Moslem – in meinem Gebiet in Tansania waren meist Moslems. Das ist mein Grundanliegen
damals wie heute.“