2014-05-05 16:04:07

Welttag der Hebammen: Was sie in Afrika leisten


RealAudioMP3 5. Mai – das ist der Welttag der Hebammen. In Deutschland erlebt dieser uralte Beruf gerade eine Krise, es geht um unbezahlbare Versicherungen für die Hebammen. Anlässlich des Tages wollen wir den Blick auf Hebammen in Afrika lenken. Jedes Jahr sterben mehr als 500.000 Mütter während der Schwangerschaft oder bei der Entbindung, besonders viele in Afrika südlich der Sahara. Woran liegt das? Das wollten wir von Schwester Raphaela Händler wissen. Die ausgebildete Frauenärztin und Missionsbenediktinerin wirkt seit mehr als 40 Jahren in Afrika, in Namibia und zuletzt wieder in Tansania.

„Der Grund dafür ist in erster Linie, dass eine sehr schlechte Überwachung der Geburten stattfindet. Und auch, dass die Hebammen sehr wenig Möglichkeiten haben, sowohl in Bezug auf Ausrüstung mit Instrumenten als auch auf Medikation. Mein Bemühen ganz früher war, da ich möglichst Frauen und Kinderleben retten wollte, die Frauen möglichst zur Geburt ins Krankenhaus zu bringen. Aber das ist vielfach nicht möglich. … Und dann machte ich den Umdenkprozess durch, wenn sie nicht zu uns kommen, müssen wir zu ihnen gehen. Und ich habe mit den traditionellen Hebammen begonnen, Ausbildungen zu machen, sodass sie frühzeitig erkannten, was zum Beispiel Risikogeburten sind, die auf jeden Fall im Krankenhaus entbinden müssen. Das hat uns viel geholfen, und die Frauen waren sehr denkbar. Die traditionellen Hebammen sind ja auch zum Teil enorm mutig. Wenn sie zum Beispiel in einer Lehmhütte nachts nur bei einer Kerosinfunzel ohne fließendes Wasser sich auch nur daran wagen, einer anderen Frau zu helfen, das Kind zur Welt zu bringen.“

Was wünschen sich afrikanische Mütter am meisten von ihren Frauenärzten bzw. Hebammen, wenn welche vorhanden sind: Mehr Unterstützung bei der Familienplanung, sprich Aufklärung, wünschen sie sich im Schnitt weniger Kinder, als sie effektiv bekommen, oder wünschen sie sich mehr medizinische Betreuung bei Schwangerschaft und Geburt?

„Das wichtigste ist, dass der eigentliche Geburtsvorgang relativ sicher verläuft. Jede Frau weiß, und das ist sicher noch mehr bewusst als hier, dass das mit Lebensgefahr verbunden ist. Familienplanung ist unterschiedlich, wie das gehandhabt wird. Wie in den westlichen Ländern ist es so, wenn der Bildungsstand und die Berufstätigkeit zunehmen, dann wollen sie nicht mehr so viele Kinder. Auf dem Land habe ich teils noch Familien mit neun oder zwölf Kindern, obwohl zum Beispiel Tansania seit vielen Jahren schon von der Regierung aus gewünscht hat, dass der Abstand zwischen den Kindern wenigstens drei Jahre beträgt, was ja sinnvoll ist, und auch eine Familienplanung anbietet. Das ist unterschiedlich, wie das angenommen wird.“

Schwester Raphaela, Sie arbeiten seit vielen Jahren mit katholischen Hilfswerken wie missio zusammen und sind darüber hinaus eine der bekanntesten und mit vielen Auszeichnungen geehrten Ordensfrauen Deutschlands. Sie haben auch gerade ein Buch geschrieben über Ihr Leben und Ihr Wirken: „Mit Hand und Herz: Mein Leben für Afrika“. Was ist die wichtigste Erfahrung, die Sie in Ihrer Arbeit für Frauen und Mädchen in Afrika machen?

„Ich hatte in Afrika schon einige Jahre als Allgemeinärztin gewirkt, und dann habe ich mir gewünscht und konnte es auch machen die Fachärztin als Frauenärztin, eben weil mir die Frau besonders am Herzen lag und ich auch sah, wie schwer es die Frauen haben. Einerseits mit den vielen Geburten, dann mangelnde Partnerschaft, das hierarchische Verhältnis, und dass ich etwas dazu beitragen konnte, hat mich immer froh gemacht. Übrigens auch das genaue Gegenteil: Die Frauen, die keine Kinder bekommen konnten oder können, die haben ja zum Großteil überhaupt keinen sozialen Status. So hatte ich meine besondere Sprechstunde für Frauen mit Kinderwunsch, die waren besonders gut angesehen, sehr sehr viele Patientinnen.

Darüber hinaus sage ich, ganz allgemein: ich bin ja nicht bloß Frauenärztin, sondern als Ordensschwester, als Missionsbenediktinerin Frauenärztin. Und so möchte ich noch mehr als dieses Heil der Frauen, das übergreifende Heil der Frauen in Jesus Christus aufzeigen. Durch das Heilende wirken. Deswegen habe ich auch den schönen Namen Raphaela, Gott heilt; zunächst, sag ich immer, mich, aber durch mich dann hoffentlich andere Menschen. Das ist das körperliche Heil, das geistige und seelische Heil und am Ende, wie wir hoffen, der Glaube in Jesus Christus für alle, ob sie nun Christen sind oder Naturreligionen angehören oder Moslem – in meinem Gebiet in Tansania waren meist Moslems. Das ist mein Grundanliegen damals wie heute.“

(rv 05.05.2014 gs)








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